Altonaer Museum

Der Besuch stand schon lange auf meiner Wunschliste, und heute war es dann endlich so weit. Das Wetter war für einen Museumsbesuch ideal. Sturm und Regen waren über Nacht abgezogen, aber am Himmel hingen noch immer dicke Wolken. Vor einigen Wochen hätte mich das von einem Fotospaziergang nicht abgehalten, aber inzwischen habe ich eingesehen, dass es sich nicht lohnt. Ganz ohne Licht (Sonne) werden die Aufnahmen trist und das kann auch bei der Nachbearbeitung nicht versteckt werden. Deshalb verzichte ich inzwischen an trüben Tagen auf das Outdoor-Fotografieren. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie von jeder Regel. Möchte man die Tristesse einfangen, dann ist ein grauer Herbsttag genau richtig. 

Kurz nach zehn Uhr bin ich mit dem Bus in Altona. Ich steige am Rathaus aus, denn von dort sind es nur wenige Schritte durch den Park bis zum Museum. Das hat gerade seine Türen geöffnet und doch steht schon eine lange Besucherschlange vor der Kasse. Zum moderaten Preis von 8,50 EUR bekommt man das Ticket, Jugendliche unter 18 Jahren zahlen nichts. Das ist durchaus großzügig. Bald danach merke, dass das Museum im Angebot ein wenig limitiert ist. Mit großen Häusern kann es sich nicht vergleichen, aber das wird auch nicht versucht.

 

 

Mein Problem ist die Orientierung. Von Beginn an bin ich unsicher, wohin ich gehen soll. Gleich hinter der Kasse kommt man in einen großen rechteckigen Saal. Davon gehen Flur und Türen in alle Richtungen ab. Soll ich nach rechts gehen oder lieber in den links liegenden Räumen starten? Ist die Ausstellung chronologisch aufgebaut? Gibt es einen Anfang und einen roten Faden? Wo soll ich den Rundgang starten? Ich entscheide mich für die große Tür vor mir, denn dort entdecke ich einen jungen Mann, der offensichtlich zum Haus gehört. Bevor ich ihn nach dem besten Weg fragen kann, bittet er mich erst einmal nach meinem Ticket. Ich fummelte es aus meiner Tasche hervor, wo ich es vor weniger als einer Minute verstaut hatte. Hoffentlich muss ich nicht bei jedem Raumwechsel das Ding präsentieren.

Das Haus ist mehrstöckig und im Treppenhaus finde ich endlich einen Plan mit den Geschossen. Es ist eher ein Fluchtplan, aber immerhin. Im dritten und höchsten Obergeschoss soll es eine ‚Dorfkate‘ geben, die würde ich mir gerne ansehen. Außerdem hat es sich bewährt, Museen von oben nach unten zu durchlaufen. Da fährt man einmal bequem nach oben und kann dann Stockwerk für Stockwerk gemütlich die Treppe herunterlaufen. So will ich es auch hier machen und drücke auf den Fahrstuhlknopf. In der Kabine verwirrt mich die Anzeige. Es gibt kein 3. OG, dafür drei Knöpfe für das 1. OG??? Ich fahre zuversichtlich in den zweiten Stock und stelle dort fest, dass ich nicht mehr im öffentlich zugänglichen Bereich bin. Also retour, wieder runter. Der Kreis schließt sich, ich stehe erneut vor dem Fluchtplan und  weiß nicht, wohin ich gehen soll. Also schlendere ich aufs Geratewohl los, lass mich vom Bauchgefühl steuern, das nur leise Signale sendet, denn ich kenne bis jetzt nicht einmal den generellen Grundriss. Reiht sich Raum an Raum oder gibt es vielleicht zwei Flügel? Es lässt sich nicht beurteilen, denn die relativ kleinen Räume scheinen eher verschachtelt angeordnet zu sein. 

 

 

Ja, ich war ein wenig frustriert und die große Entdeckerlust war verpufft. Ich ging durch die Ausstellungen, so wie es sich zufällig ergab, und war nach 45 Minuten wieder am Anfang. Dabei hatte ich mir durchaus Zeit gelassen, blieb an manchen Fotografien stehen, las mir Informationstexte durch und schaute auch nach links und rechts. Ob ich nun wirklich die gesamte Ausstellung gesehen habe, weiß ich nicht. Einiges habe ich bewusst versäumt, denn das Museum bietet einige Mitmach-Ausstellungen an, die sich an Kinder richten. Eine gute Idee, jedenfalls für Eltern, die den Nachwuchs mitgebracht haben. Ein anderer Schwerpunkt sind Foto-Ausstellungen, deren thematische Verbindung zu Altona sich mir nicht erschlossen hatte. Waren die Fotografen aus Altona oder porträtierten sie Menschen aus diesem Stadtteil? Und wo war die Verbindung zur Historie? Ich machte das Beste aus dem Besuch, indem ich ihn versöhnlich beendete. Bevor ich aber wieder zur Bushaltestelle marschierte, ging ich erst noch einmal in den Museums-Bücher-Shop. Und das war herrlich, denn ich staunte über das Sortiment. Wann immer möglich versuche ich Bücher über Hamburg, den Hafen und die Geschichte zu finden, habe also eine ganz brauchbare Übersicht. Was aber hier präsentiert wurde, ließ mein Herz höher schlagen. Etliche Bücher waren mir unbekannt, und viele davon möchte ich gerne lesen. Zwei habe ich gleich mitgenommen. Das eine beschreibt Spaziergänge durch Altona & Ottensen (Autor Dr. Jörn Tietgen, sehr empfehlenswert) und das andere wurde von Kurt Grobecker geschrieben, den ältere Hamburger noch aus seiner NDR-Zeit kennen. Er hat ‚Elbe-Geschichten‘ gesammelt, und das dürfte eine unterhaltsame Bettlektüre für die langen Herbstabende sein. Auf jeden Fall habe ich nun doch noch einen triftigen Grund gefunden, öfter mal im Altonaer Museum vorbeizuschauen, jedenfalls unten, im Book-Shop.

 

 

 

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