Müsste ich mich heute noch einmal entscheiden, welchen Beruf ich ausüben möchte, dann wäre die Logistik ganz oben auf der Liste. Ich meine damit die Firmen, die sich um das Versenden von Waren kümmern. Spannend stelle ich es mir im Hafen vor, wo täglich Dinge verstaut werden, die eben nicht in eine genormte Kiste, sprich Container, passen. Dazu kommt dann die Planung der Route. Wie bringt man eine Schiffsschraube von Mecklenburg-Vorpommern nach Südkorea? Oder eine Lokomotive von Österreich nach Ägypten? Beide Wege führen über den Hamburger Hafen, was überraschend ist, jedenfalls für mich. Bei der Lokomotive handelt es sich um eine sehr spezielle Arbeitsmaschine, die beim Austausch von Gleisen bzw. Weichen eingesetzt wird. Ein tonnenschweres Gerät, das von der Firma Plasser & Theuer (unglückliche Namenswahl) in ihrem Werk in Österreich gebaut wird. Per Lkw kann man das Ding nicht transportieren, jedenfalls nicht über lange Strecken. Das Ziel ist Alexandria, eine Hafenstadt am Mittelmeer. Die Reise beginnt in Linz, was an der Donau liegt. Die Lok wird auf ein Binnenschiff verladen, und folgt dann einer beliebten Reiseroute durch die schönsten Landschaften. Entlang der Donau, dann in den Main und schließlich über den Rhein. Man könnte dann über Kanäle zur Elbe kommen oder man lädt in Rotterdam auf einen Frachter um, der dann über Nordsee und Elbe bis in den Hamburger Hafen fährt. Wie auch immer, dort wartet ein großer Frachter auf die Lokomotive. Sie wird mit äußerster Vorsicht in den Laderaum bugsiert und sicher vertäut. Egal, wie das Wetter wird, sie darf sich keinen Zentimeter bewegen. Die Ägypter können sich schon freuen, denn bald wird das wertvolle Arbeitsgerät bei ihnen eintreffen.
Eine vergleichbare Herausforderung sind Schiffsschrauben. Auch sie wiegen etliche Tonnen und sind partout nicht zu verpacken. Man verlädt sie einzeln in das Schiff, wobei es auf das Gleichgewicht ankommt. Die Schraube darf auf keinen Fall Schlagseite bekommen, denn dann rutscht sie vom Haken und wird zur Gefahr für den Frachter und jeden, der im Landeraum steht. Aber die Männer von den Spezial-Terminals, die täglich mit solcher Art Ladung zu tun haben, wissen, wie man das handhabt. Mir stellte sich eine andere Frage, nämlich, wo die vielen Schrauben herkommen? Werden die in Hamburg gegossen? Es gibt doch nur noch eine letzte große Werft im Hafen, die können doch unmöglich einen so großen Bedarf an Schiffsschrauben haben. Was also ist der Grund, dass man fast immer ein gutes Dutzend Schrauben am Kai des Kohlenschiffhafens liegen sieht?
Dort hat man offensichtlich einen zentralen Lagerplatz eingerichtet. Hergestellt wurden die Schrauben ganz woanders. Beispielsweise im Mecklenburger Metallgusswerk in Waren an der Müritz. Dann werden sie per Lkw nach Hamburg gebracht. Ein aufwendiger Schwertransport im Schneckentempo. Um sie dann umzuladen, benötigt man einen Schwimmkran, der die oftmals über 100 Tonnen schwere Schiffsschraube heben kann. Das eigentliche Ziel ist natürlich eine Werft und die befindet sich in Südkorea. Hätte man eigentlich ahnen können. Dort wartet ein Schiff auf das wichtige Stück und vielleicht wird es eines Tages Hamburg anlaufen und damit schließt sich dann der ‚Schrauben-Kreis‘.