Balmoral

Woran denken Sie, wenn der Name ‚Balmoral‘ genannt wird? Mir fällt sofort die unvergessene Queen Elizabeth II. ein und ihr schottisches Schloss. Jedes Jahr verbrachte sie die Sommermonate auf Balmoral, gemeinsam mit Ehemann, Kindern und Enkel. Die Tradition wird auch nach ihrem Tod fortgeführt, denn das Schloss ist Privatbesitz der Familie Windsor und damit ein preisgünstiger Ort für die Sommerferien.

Seit ein paar Tagen dominiert aber ein Schiff mit dem Namen ‚MS Balmoral‘ die Aufmerksamkeit, jedenfalls in der HafenCity. Der Kreuzfahrer wurde für heute am Terminal HafenCity angekündigt und er hat pünktlich angelegt. Eigentlich erwarteten wir das erste Schiff schon vor einer Woche am Ostersonntag, das dann aber kurzfristig abgesagt bzw. verlegt wurde. Damit ist die ‚MS Balmoral‘ der erste schwimmende Gast an der Kaikante, unmittelbar vor dem Westfield Center. Das musste ich mir natürlich ansehen und traf vor Ort auf den einen und anderen Nachbarn. Ich hatte also nicht alleine auf diesen Moment gewartet.

Schon beim Aufwachen prüfte ich die Position des Schiffes. Waren sie schon angekommen oder war noch Zeit? Offensichtlich ging es um Pünktlichkeit, denn die Balmoral fuhr ungewöhnlich langsam elbaufwärts. Kurz bevor der Hafenlotse an Bord ging, war man mit 8 Knoten unterwegs und drosselte die Geschwindigkeit dann noch weiter ab. Es gab allerdings auch einen fahrtechnischen Grund für die langsame Fahrt. Zum einen haben Schiffe keine Bremse und zum anderen muss man vor dem Anlegemanöver noch einmal drehen. Jedes Schiff im Hamburger Hafen legt so an, dass es im Notfall aus eigener Kraft ablegen kann. Also mit dem Bug in Richtung Fahrwasser, elbabwärts. Es gibt wenige Ausnahmen bei Frachtschiffen, wo das Löschen der Ladung nur über Backbord bzw. Steuerbord möglich ist.

 

 

Das Wetter war traumhaft schön. Ein Bilderbuch-Tag lag vor uns. Ich ging zum Westfield Center, erklomm die Stufen zur oberen Plattform des Cruise Centers und stand direkt vor der Bordwand der ‚MS Balmoral‘. Die ersten Passagiere strömten vom Schiff in Richtung Halle, wo sie ihre Koffer in Empfang nehmen konnten. Das Schiff nahm die volle Länge des Liegeplatzes ein. Irgendwann wird aber ein zweites Schiff gleich dahinter festmachen, denn so ist das Terminal geplant und gebaut. 

Die Balmoral ist knapp 220 Meter lang, war das aber nicht immer. Das Schiff ist ohne Frage in die Jahre gekommen, denn es wurde schon 1988 in Dienst gestellt. Gebaut übrigens auf der Meyer Werft und grundlegend umgebaut bei Blohm & Voss. Das geschah 2007 und man verlängerte die Balmoral um 30 Meter. Zunächst wurde der Kreuzfahrer mittig durchgesägt und dann fügte man das neue Segment hinzu. Ganz schön tricky.

 

 

Die Balmoral gehört einer norwegischen Reederei und sie gehört wohl zur Klasse ‚klein aber fein‘. Gerade weil man kein Kreuzfahrt-Gigant ist, kann man Orte erreichen, wo ein AIDA Schiff niemals hinfahren könnte. Nun also kann das Logbuch um einen Eintrag ergänzen: „Erster Besucher am Cruise Center HafenCity, Hamburg“. 

Morgen Abend sticht sie dann wieder in See. So gegen 23:00 Uhr ist der Auslauf geplant. Vermutlich wird man wieder pünktlich sein und ich werde wohl schon im Bett liegen und träumen. Aber das macht nichts, denn ich versäume nichts. Die Balmoral hat den Auftakt gemacht und nun kommen die Schiffe jedes Wochenende zu Besuch. Manchmal werden sogar zwei Ankünfte pro Woche erwartet, einer am Mittwoch und einer am Sonntag. Die nächste angekündigte Attraktion ist damit real geworden und der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Es sind nämlich nur noch zwei Wochen bis zum Hafengeburtstag. Der dehnt sich dann bis ins Herzstück des neuen Stadtteils aus und schon jetzt bieten die kleinen Touristenschiffe eine Extra-Seemeile. Statt vor der Elphi umzukehren, fahren sie bis zum Magdeburger Hafen, immer am Chicagokai entlang, wo die Kreuzfahrer ihre Liegeplätze haben. 

 

 

Ein neues Ausflugsziel im Hafen: