Steht man auf der Aussichtsplattform der Elbphilharmonie und schaut von dort oben über die Elbe, also in südliche Richtung, dann fallen die vielen Tanks am Ufer auf. Was mag dort lagern und was wird dort hergestellt? Es sieht nach einem chemischen Werk aus, aber ist das nicht gefährlich? Ich dachte automatisch an Explosionen und Brandgefahr, sagte mir dann aber, dass man so eine Stätte kaum in nächster Nähe zur Elphi betreiben wird. Mal ganz abgesehen von den längst fertiggestellten und bezogenen Quartieren in der HafenCity. Alles in nächster Nähe und Sichtweite. Aber schauen Sie es sich erst einmal selbst an:
Der Betrieb heißt ‚Hywax‘ und stellt Paraffin-Wachs her. Ein harmloser Stoff, den wir alle bestens kennen. Vor allem in Kerzen, Öllampen und vielleicht auch als Grillanzünder. Paraffin wird als geruchslos, ungiftig, elektrisch isolierend, wasserabstoßend und gegenüber vielen Chemikalien als reaktionsträge beschrieben. Der Name setzt sich aus den lateinischen Worten ‚parum affinis‘ zusammen, was mit ‚wenig reaktionsfähig‘ übersetzt wird. Das klingt doch sehr beruhigend und erklärt den Standort der Betriebsstätte. Die Tanks sehen vielleicht ‚gefährlich‘ aus, enthalten aber harmlose Stoffe, wie beispielsweise zähflüssigen Wachs.
Abends wird es dann festlich. Nicht nur im Konzerthaus, sondern auch in der Paraffin-Fabrik. Ich vermute, dass man dort rund um die Uhr arbeitet, besonders wenn ein Schiff am Kai festgemacht hat. Vielleicht bringt es Nachschub an Rohmaterial oder es holt Kerzen ab, wer weiß? Früher wurde Paraffin aus Rohöl hergestellt, heute kann man synthetische Stoffe verwenden. Erfunden wurde das Verfahren u.a. von der Shell, die gleich hinter dem großen Betriebsgelände von Hywax ihren eigenen Standort hat. – Ich muss noch immer auf einer Karte nachsehen, wie die vielen Elbarme und Hafenbecken heißen. Manchmal ist es verwirrend. Das gilt auch für das auf dem Foto gezeigte Gebiet. Das Gelände von Hywax gehört zum ‚Kleinen Grasbrook‘. Westlich schließt sich ‚Steinwerder‘ an. Die Grenze verläuft mittig im Reiherstieg. Mit anderen Worten, der ‚Steinwerder Hafen‘ liegt außerhalb von Steinwerder. So detailliert muss man es wohl nicht wissen, aber eine grobe Ortskenntnis kann auch im Hafen nicht schaden.