… und ich mag es. Es gibt Dinge im Hafen, die anders sind als in allen anderen Stadtteilen. Ich wurde in Hamburg geboren und lebe seit Jahrzehnten hier. Verreist bin ich selten, bis auf eine Ausnahme, nämlich London. Das kenne ich sehr, sehr gut und bezeichne es gerne als meine zweite Heimat. Oft vergleiche ich zwischen Hamburg und London, obwohl ich weiß, dass das unklug ist. Man sollte nicht urteilen, indem man vergleicht, denn dann fängt man automatisch an zu bewerten. Dann findet man am einen Ort oder einer Person Dinge gut und damit automatisch bei dem anderen Ort/Person die Sachen schlecht. Damit beschränkt man sich ohne Not, denn die Welt ist vielschichtig und sollte auch so erlebt werden. Und trotzdem tappe ich regelmäßig in die Vergleichsfalle. Meistens schnitt London dann besser ab, was kein Wunder ist, denn alles Neue wirkt erst einmal attraktiv. Seit ich in der Hamburger HafenCity lebe, erfahre ich eine Überraschung nach der anderen. Hier erlebe ich nämlich viele Situationen, die ich bisher nur aus London kenne. Hamburg holt auf und das freut mich sehr. Der Gedanke kam mir gestern, als ich direkt vor der Elbphilharmonie zwei Polizistinnen hoch zu Ross entdeckte. Das scheint keine Ausnahme zu sein, denn schon vor ein paar Tagen ritten zwei männliche Kollegen gemächlich die Straße entlang. Die Autofahrer zockelten irritiert hinterher. Sollen sie überholen oder lieber doch nicht? Das müssen sie noch lernen, natürlich überholt man nicht. Man reiht sich hinter den Pferden ein, entspannt sich bei dem Schritttempo und freut sich über den Anblick der edlen Pferde.
Diesmal nutze ich die Gelegenheit und sprach eine der beiden Polizistinnen an. Ich sagte ihr, wie sehr es mich freut, dass in Hamburg endlich wieder Polizei-Pferde zu sehen sind. Und ich erzählte ihr von meinen diesbezüglichen Erfahrungen aus London. Dort kannte auch sie sich gut aus und so kamen wir in ein nettes Gespräch. Die Streife per Pferd hat mehrere Vorteile. Natürlich ist es viel ökologischer als alle anderen Verkehrsmittel, aber das ist längst nicht alles. Wer hoch auf dem Rücken eines Pferdes sitzt, kann mühelos die Umgebung überblicken. Auch große Menschenmengen sind kein Problem, man hat sie stets alle im Blick. Wenn dann etwas passieren sollte, dann ist man mit dem Pferd viel schneller am Ort als zu Fuß. Und die Wirkung eines Pferdes ist deutlich beeindruckender als die eines gleich großen Menschen. Wenn das Pferd auf einen zuläuft, weicht man ganz automatisch zurück. Das lässt sich in London jeden Vormittag am Buckingham Palast beobachten. Wenn dort der Wachwechsel stattfindet, dann stehen immer einige tausend Touristen vor den Toren, um möglichst nahe dabei zu sein. Die Polizei kann, mit zwei bis drei berittenen Kollegen, die Menschenmenge bequem kontrollieren und ggf. zurückdrängen. Das wird dort sehr eindrucksvoll tagtäglich demonstriert. Für mich immer eine sehr sanfte Art, um die nötige Kontrolle durchzusetzen, ohne jede Gewaltanwendung. Deshalb freut es mich, wenn auch Hamburg an stark frequentierten Orten auf die Reiterstaffel der Polizei zurückgreift.
Gestern habe ich im Wetterbericht gehört, dass der Oktober extrem nass war. Selten hat es so viel und so ausgiebig geregnet. Das gilt jedenfalls für Hamburg. Ich überlege, ob das wirklich so war? Natürlich werden die Experten richtig liegen, aber ich habe den Monat anders erlebt. Ja, da gab es ein paar Nächte, wo es heftig geregnet hat. Das zog sich dann auch mal in den Vormittag hinein oder begann schon am späten Nachmittag. Aber ansonsten war ich (fast) jeden Tag unterwegs und kam ohne Regenschirm trocken wieder nach Hause. Irre ich mich oder ist das Wetter an der Elbe anders? Denkbar wäre es schon, denn Flüsse wirken wie Wetterscheiden. Da toben Gewitter an der einen Seite und am gegenüberliegenden Ufer bleibt alles still. Dazu kommt häufig starker Wind, denn der kann über der großen Freifläche ungebremst wehen. Ich bin froh hinter der Elphi zu wohnen, die wie ein Schutzschild dem Westwind trotzt. Sobald man aber an einer Häuserlücke entlanggeht, erwischen einen die Böen und schubsen einen regelrecht zur Seite.
Selbst die Wetterexperten räumen der Elbe einen Einfluss auf das Wetter ein, wenn auch eher einen kleinräumigen. Aber das reicht, denn ich lebe keine dreißig Meter vom Ufer der Norderelbe entfernt. So kann es also sein, dass der viele Regen, den Hamburg im Oktober messen konnte, eher in den umliegenden Stadtvierteln niederprasselte, aber nicht so sehr in der Alt- und Neustadt. Mir ist noch etwas anderes aufgefallen. Anfangs hielt ich es für Zufall, dann merkte ich aber bald, dass sich das Phänomen regelmäßig einstellt. Ich meine damit die Wolken und die farbenfrohen Sonnenuntergänge. Spätestens auf meinen Fotos fallen mir immer wieder die höchst attraktiven Wolkenformationen auf. Die sehe ich hier im Hafen regelmäßig. Früher musste ich sie aufwendig mit Photoshop Anwendungen in die Bilder hineinkopieren. Das ist jetzt nicht mehr nötig. Und am Abend, wenn die Sonne in Westen untergeht, dann zeigt sich oftmals ein Feuerwerk von warmen Farben am Himmel. Natürlich hat man einen weiten Blick, denn die Sonne geht irgendwo hinter der Elbmündung unter und so folgt das Auge dem breiten Strom. Da hindert nichts die Sicht und alleine das macht den Anblick interessant. Wenn dann noch Wolken am Himmel ziehen oder sich hoch auftürmen, dann ist die Bühne für das Schauspiel gebaut. Dann reflektiert das Sonnenlicht an der Wolkenwand und taucht den Abendhimmel in ein intensives, warmes Licht ein. Alles nette Sachen, mit denen ich nicht gerechnet hatte, aber die mich stets auf Neue erfreuen.