Die Baakenhafenbrücke

 

Ich kapiere es nicht. Weder ein Blick auf die Karte, noch die Betrachtung vor Ort, gibt mir Antwort auf meine Frage: Warum nur wurde eine so aufwendige Brückenkonstruktion gewählt? An dieser Stelle eine Verbindung zu schaffen, ist durchaus einleuchtend. Nachdem die vielen Wohnungen im Baakenhafen Quartier gebaut wurden, brauchte man eine direkte Anbindung an den nördlichen Teil der HafenCity. Gut, wer mit dem Auto unterwegs ist, kann den Umweg über die Vermannstraße machen, um zum Hauptbahnhof zu kommen. Aber Radfahrer und Fußgänger wollen kurze Wege haben und das bietet die neue Brücke. Die Planer haben sogar weit in die Zukunft geblickt und den Wunsch geäußert, dass eines Tages die Brücke auch über die Norderelbe führt und damit den Grasbrook anbindet. Ich kann es mir schwer vorstellen, denn eine Brücke über den Hauptstrom darf natürlich den Schiffsverkehr nicht ausbremsen. Wie will man aber dann die nötige Höhe erreichen? Vielleicht träumt man ja von einer Zugbrücke, ähnlich der Tower Bridge in London? Womit ich in der Stadt bin, in der auch die Architekten leben, die die Baakenhafenbrücke entworfen hat. Das Team nennt sich WilkinsonEyre, gegründet von Chris Wilkinson und Jim Eyre. Eines ihrer Bauwerke habe ich in Covent Garden fotografiert. Eine kleine, ‚verdrehte‘ Verbindung zwischen zwei berühmten Häusern. Nämlich der Royal Opera und der ebenfalls königlichen Ballettschule. 

 

 

Die Hamburger Brücke wurde auch ziemlich raffiniert entworfen. Das ist nicht einfach nur eine gerade Verbindung vom Nord- zum Südufer. Man sieht es nicht sofort, aber die Brücke dreht sich um mindestens zwei Achsen. In der Mitte sind zwei Fahrbahnen für Autos, daneben finden die Radfahrer Platz. Die Fußgänger können links und rechts auf separaten breiten Streifen das Hafenbecken überqueren oder auch mal stehen bleiben und die Aussicht genießen. Vorbildlich, mit fester Trennwand zum fahrenden Verkehr. 

Das Hafenbecken war ursprünglich größer. Hier legten die HAPAG Dampfer an und die Frachter, die nach Ost-Afrika fuhren. Heute ist die Wasserfläche ziemlich klein. Große Teile wurden zugeschüttet. Eine künstliche Halbinsel wurde als Park angelegt und verjüngt die Breite des Beckens um die Hälfte. Kurz danach, am Quartier Elbbrücken, ist es geschlossen. Hier wird eines Tages der Elbtower in den Himmel ragen. 

 

 

Die Baakenhafenbrücke hat noch eine technische Besonderheit, die mir erst dann auffiel, als ich zufällig davon hörte. Sie lässt sich nämlich öffnen. Allerdings nicht als Klappbrücke, sondern indem das mittlere Teil einfach herausgehoben wird. Nun gut, so einfach ist das dann auch nicht. Man benötigt eine schwimmende Arbeitsplattform, ein oder zwei Schlepper und viel Kraft. Als Grund für die aufwendige Konstruktion wurde gesagt, dass man sich die Möglichkeit offen halten will, dass auch größere Schiffe die Brücke passieren können. Da möchte ich am liebsten drei Fragezeichen einfügen. Welche größeren Schiffe sollen denn diesen Weg wählen? Keine 400 Meter später stoßen sie auf eine weitere Brücke, die nur für Fußgänger gebaut wurde und die sich sicherlich nicht bewegen lässt. Schon an der Halbinsel Baakenpark dürfte Schluss sein und zusätzlich liegt das Hafenbecken bei Ebbe teilweise trocken.

 

 

Auf meinem Rückweg sehe ich in der Ferne die Masten der ‚Peking‘. Sie liegt leider noch immer ganz versteckt am Schuppen 50A im Hansahafen. Und da kommt mir eine Idee in den Sinn. Könnte es sein, dass man die Peking eines Tages hier im Baakenhafen präsentieren will? Das wäre natürlich höchst attraktiv und ein viel besserer Liegeplatz als der jetzige. Falls man das plant, dann wäre die Baakenhafenbrücke tatsächlich ein unüberwindliches Hindernis. Hat man also den Extrabetrag bezahlt, nur um ein Museumsschiff hier hin zu verlegen und dann sporadisch fahren zu lassen? Das scheint mir sehr aufwendig zu sein. Allerdings wenn es wirklich so kommen sollte, bin ich bestimmt die Erste, die mit Begeisterung am Versmannkai steht und große Augen macht. Warten wir ab. Auf jeden Fall bleibt es spannend. Das gilt natürlich auch für den Elbtower, und ich glaube fest daran, dass er doch noch fertig gebaut wird. Der wird am Ende dieses relativ kleinen Hafenbeckens natürlich auch eine gewaltige optische Auswirkung haben. Eins ist gewiss, die HafenCity lebt und ist noch lange nicht fertig. 

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