Wandern am Hafen, immer an der Elbe entlang. Dazu hatte ich Lust und startete in Neumühlen/Övelgönne. Eigentlich beginnt der Wanderweg schon in Wedel und endet an der Alstermündung vis-à-vis der Speicherstadt. Die Strecke ist für mich allerdings viel zu lang und deshalb habe ich abgekürzt. Mein Start begann an den Landungsbrücken. Mit der Fähre ließ ich mich stromabwärts bis zum Museumshafen in Övelgönne schaukeln. Bei bestem Sommerwetter war das ein perfekter Start. Ich war schon früh unterwegs, denn die preisgünstige Fähre füllt sich schnell mit Touristen. Es hat sich längst herumgesprochen, dass man auf diese Weise eine preiswerte Alternative zur Hafenrundfahrt hat. Allerdings hinkt der Vergleich, denn die Profis zeigen mehr, fahren bis auf wenige Meter an die riesigen Containerschiffe und Kreuzfahrer heran und bieten während der Fahrt zahlreiche Informationen über Hamburg und seinen Hafen an.
Nach kurzer Fahrt war ich an meinem Ziel. Das erste Highlight sind die alten Schiffe, die rund um den Anleger festgemacht haben. Dazu die malerischen Häuser und gleich dahinter das steil ansteigende Elbufer. An dieser Stelle sieht man heute das Elbe-Urstromtal, das vor ca. 14.500 Jahren von der Eiszeit geformt wurde. Der Fluss folgt noch heute dem Tal, allerdings nur bis St. Pauli. Etwa dort, wo heute die Fischauktionshalle steht, bog die Ur-Elbe ins Landesinnere. Sie floss durch Alt- und Neustadt, St. Georg, Hohenfelde und schließlich mitten durch Horn. Ich will dem alten Tal bis Altona folgen, muss aber zunächst erst einmal das Hochufer erklimmen. Das wird anstrengend und ich bin ganz froh, dass ich die ganze Wahrheit erst vor Ort erfahre.
Geschafft, ich bin oben angekommen. Jetzt stehe ich 24 Meter höher als noch eben, am Anleger. Das entspricht dem 8. Geschoss eines Hauses und das ist für mich eine erfreuliche Leistung. Wer es sich zutraut, sollte es wagen, denn man wird belohnt. Ich folge dem Schopenhauerweg, ein Sandweg, der mich erst in den Donners Park und dann zum Heine Park führen wird. Schließlich komme ich am Altonaer Balkon vorbei und werde entlang der Großen Elbstraße wieder zu den Landungsbrücken zurückkehren. Unterwegs finde ich so viele reizvolle Aussichten, dass ich die 5,5 km mit großer Freude und ein klein wenig Stolz bewältige.
Der Weg zwischen dem Elbe-Fluss und der Elbchaussee ist reizvoll, weil man die Natur in unmittelbarer Nähe zur Hafenwirtschaft erleben kann. Das haben Hamburger schon früh bemerkt und deshalb ließen sich vermögende Kaufleute und Reeder ihre Sommerresidenzen hier errichten. Einer von ihnen war Conrad Hinrich Donner, ein Kaufmann und Bankier. Sein Garten wurde zum heutigen gleichnamigen Park. Auch der Heine Park wurde von einem Bankier als Grundstück genutzt. Es war Salomon Heine, der Onkel des Dichters Heinrich Heine. Beide Parks sind durch eine Fußgängerbrücke verbunden. Ich laufe weiter in Richtung Altona und mache dort eine Pause.
Eigentlich hatte ich den Rückweg auch mit der Fähre oder dem Bus eingeplant, aber ich bin gut zu Fuß. Deshalb beschließe ich meinen Weg fortzusetzen und komme schon bald zur Altonaer Fischauktionshalle. Im Hintergrund sehe ich schon den Michel und die Katharinenkirche. Dort wohne ich, das ist nicht mehr weit. Vorher muss ich aber erst einmal wieder auf Straßenniveau kommen und wähle mir dazu eine der schönsten Treppen aus. Sie steht am Ende der Carsten-Rehder-Strasse und bringt mich auch noch an einer sehr prominenten Kneipe vorbei. Früher war an dieser Treppe die Endstation der Straßenbahn, aber die fährt in Hamburg schon lange nicht mehr. Bis Einführung des Containers nutzen täglich unzählige Hafenarbeiter diese Treppe, um von der Oberstadt zum Fähranleger zu kommen. Gut, dass man das schöne Stück stehen gelassen hat. Sie ist wirklich etwas Besonderes im sonst eher schlichten Stadtbild.
Die Fischauktionshalle in Altona dient heute als Veranstaltungsort. Sie liegt ziemlich tief und ist regelmäßig überflutet, wenn die Elbe höher als üblich steht. Ich war tatsächlich noch nie dort und nutze die Gelegenheit einer offen stehenden Tür, um wenigstens einen Blick hineinzuwerfen. Künftig werde ich auf die Konzerte achten, denn ich kann den Ort bequem zu Fuß erreichen. Besser geht es doch gar nicht. Schließlich komme ich noch mit einem anderen Spaziergänger ins Gespräch. So etwas passiert am Hafen viel öfter als in den grünen Randbezirken. Touristen, Besucher oder auch Anwohner unterhalten sich gerne. Nach kurzen Small Talk ist klar, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Der freundliche Herr, auch ein Rentner, hat Zeit und begleitet mich bis in die HafenCity. Dort machen wir noch eine Mittagspause beim Italiener, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Das war ein perfekter Ausflug, von Anfang bis Ende.