Die scheinbare Leichtigkeit, mit der die rheinische Frohnatur durchs Leben segelt, kann neidisch machen. Mir würde es jedenfalls guttun, wenn mir die Alltagsprobleme weniger wichtig erscheinen, als es oftmals der Fall ist. Dem Karneval kann ich aber nicht viel abgewinnen, dazu fehlt mir alleine schon die praktische Erfahrung. Trotzdem gibt es in Hamburg einen Termin im Februar, den ich mir rechtzeitig rot im Kalender anstreiche. Fast zeitgleich mit Venedig findet ein Maskenzauber an der Alster statt und der hat mir schon im letzten Jahr gut gefallen.
Einige Figuren habe ich wiedererkannt. Ganz besonders den Raben, der sich so perfekt bewegt, dass man mehr Vogel als Mensch hinter der Maske vermutet. Letztes Jahr hatte er mich fast zu Tode erschreckt, als er aus dem Nichts auf mich zusprang. Dieses Mal war ich vorbereitet, hatte ihn rechtzeitig entdeckt und hielt brav Abstand. Aber er war bestens gelaunt, posierte für die Kamera und machte zum Abschied auch noch eine artige Verbeugung.
Mir kam es so vor, als wären diesmal noch mehr Menschen in wunderschönen Garderoben und prachtvollen Masken unterwegs gewesen. Vielleicht hatte ich sie vor einem Jahr nicht alle entdeckt, denn ihr Weg führt durch die schmalen Alsterarkaden. Zuvor flanierten sie durch die Colonnaden und ich begegnete den meisten Figuren auf dem Jungfernstieg, der die beiden Orte verbindet. Übrigens noch immer eine Baustelle, mit einem eher enttäuschendem Endergebnis. Warum hat man dort monatelang gebuddelt, wenn es anschließend nicht viel anders als vorher aussieht? Vielleicht fehlt einfach nur die Begrünung, aber dann müssen wirklich viele Blumen, Büsche und Bäume gepflanzt werden. Noch sieht die erhoffte Flaniermeile eher trist und einfallslos aus. Umso schöner, wenn man dort dann bunte Kostüme und fantasievolle Masken entdecken kann. Für den ‚Maskenzauber‘ halte ich den Daumen hoch und applaudiere allen Teilnehmern.