Als im Januar 2004 das Kreuzfahrtschiff ‚Queen Mary 2‘ getauft wurde, galt sie als das größte, teuerste und prachtvollste Passagierschiff der Welt. Ihre Taufpatin war die unvergessene britische Königin Elizabeth. Nur sechs Monate später geschah Unglaubliches. Das damalige Flaggschiff der Cunard Reederei nahm Kurs auf den Hamburger Hafen. Die ‚Königin der Meere‘ wurde von jubelnden Hamburgern begrüßt. Der Kapitän staunte nicht schlecht, so etwas hatte er noch nie erlebt. Obwohl es noch früh am Morgen war und dichter Nebel auf der Elbe lag, säumten unzählige Schaulustige die beiden Elbufer. Ihre Zahl ging weit in die einhunderttausend. Das war ein Moment, der sich allen Beteiligten einprägte. Wer dabei war, kann sich noch heute genau daran erinnern. Es war der Beginn einer innigen Liebe, die bis heute gehalten hat.
Ich war damals nicht dabei und habe auch später niemals eines der großen Cunard Cruiser mit eigenen Augen gesehen. Inzwischen ist das auch schwierig, denn sie legen im Terminal Steinwerder an, das versteckt am Südufer der Elbe liegt. Davon bekommen die Hafenbesucher nichts zu sehen, es sei denn, man fährt der Lady auf dem Wasser entgegen. Genau das habe ich heute Morgen gemacht. Die ‚Queen Mary 2‘ hatte sich mal wieder angemeldet und würde danach für einige Zeit nicht mehr herkommen. Sie und ihre Schwesterschiffe verbringen den Winter lieber in südlichen Gewässern, wo es wärmer ist. Hamburg ist dann kein attraktives Reiseziel. Obwohl sich das ändern könnte, wenn das Terminal in der HafenCity eröffnet wird. Nach heutigem Baustand soll das bereits 2025 passieren.
Ich war heute Morgen schon früh unterwegs, denn aufgrund von widrigen Wasserständen, plante die Reederei eine vorzeitige Abreise. Normalerweise kommen die großen Kreuzfahrer morgens in Hamburg an und stechen am selben Abend, nach rund 12 Stunden Aufenthalt, wieder in See. Diesmal plante man aber schon mittags abzufahren und so geschah es dann auch. Das Zeitfenster war also ziemlich eng und mancher mag zu spät gekommen sein.
Seit 2005 können Passagiere direkt ab Hamburg mit den Cunard Kreuzfahrern auf große Fahrt gehen. Ein attraktives Angebot und natürlich geht es auch in entgegengesetzter Richtung. Die ‚Queen Mary 2‘ kam gerade von der Ostküste der USA, hatte dort Boston und New York besucht, hatte dann den Atlantik gequert, machte Zwischenhalt in Southampton und kam schlussendlich in Hamburg an. Die Reisen sind teuer und doch fast immer restlos ausverkauft. Bis heute jubeln die Daheimgebliebenen den Cunard Schiffen zu, sobald sie ihren Weg über die Elbe nehmen. Die Reederei bedankt sich, indem sie bei großen Events, wie dem Hafengeburtstag oder den Cruise Days ihre erste Garde nach Hamburg schickt. Nirgendwo anders traten bisher ‚Queen Mary 2‘ und ‚Queen Elizabeth‘ gemeinsam auf. Das passierte nur in Hamburg, dem heimlichen Heimathafen der einzig wahren Ocean Liner.
Wer einfach mal die Atmosphäre schnuppern möchte, kann ab Hamburg eine zwei Tage Reise buchen. Das kostet um die 300 Euro, bietet nur eine Innenkabine an, aber die wird man kaum nutzen, wenn man auf dem Traumschiff unterwegs ist. Tagsüber liegt man im Deck Chair und abends gilt das Motto: ‚Let’s dance the night away‘. Die ‚Queen Mary 2‘ wird im Jahr 2024 einige Weltreisen machen, wo Hamburg nicht auf dem Plan steht. Dafür Amerika, Australien, Asien … ab 22.000 Euro ist man dabei, immerhin für 108 Tage, das ist mehr als ein Vierteljahr auf hoher See!
Vielleicht kommt es aber doch noch in diesem Jahr zu einem Wiedersehen, bevor das Schiff die Welt umrunden wird. Denn Luxus will gepflegt sein und deshalb unterzieht sich die ‚Queen Mary 2‘ regelmäßig einer Schönheitskur. Weil die Dame gewaltige Abmessungen hat, braucht man ein passendes Dock und das kann die Werft Blohm+Voss bieten. Hier war sie schon etliche Male und ich glaube, es wird mal wieder Zeit. Betrachtet man das Schiff aus nächster Nähe, dann fallen die Spuren auf. Da hat sich Rost gebildet, der weiße Anstrich an der Außenhaut der Kabinen ist fleckig geworden und eine Kollision hat Spuren hinterlassen. Irgendetwas ist an der Seite entlang geschrammt, hoffentlich kein Eisberg.
Nächstes Jahr sehen wir sie bestimmt wieder und werden das Schiff feiern wie am ersten Tag. Und die Schwestern sind natürlich genauso attraktiv: Queen Anne, Queen Victoria und Queen Elizabeth. Und dann können wir uns eigentlich den 19. Juli 2024 schon einmal rot im Kalender anstreichen. Dann jährt sich nämlich der Jungfernanlauf der ‚Queen Mary‘ in Hamburg zum zwanzigsten Mal. Das sollte doch auf jeden Fall gefeiert werden. Vielleicht mit frischen Erdbeeren, clotted cream und einem Glas Champagner. Ich freue mich schon jetzt darauf.