Häfen + Kaianlagen

Für den Seemann ist die Navigation das Wichtigste. Kommt er vom Kurs ab, wird er sein Ziel nie erreichen. Für meinen Blog gilt ähnliches, denn ich alle Ortsangaben müssen eindeutig sein. Und weil man da durchaus in Tüdel kommen kann, habe ich mir eine Karte gemacht. Darin sind die Namen der alten Hafenbecken genannt und die der Kaianlagen. Also der schmalen Landstücke, die jeweils zwischen zwei Häfen liegen. Die Bezeichnungen sind uralt und wurden zum Glück nie geändert.

 

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Einige Namen kann ich schnell zuordnen, denn sie sind mir schon begegnet. Ich habe sie auf Grabsteinen gelesen und habe darüber in meinem Hamburg Ohlsdorf Blog geschrieben.

Der Petersenkai wurde nach dem Bürgermeister Dr. Carl Petersen (1809-1892) benannt. Später ergänzte man den Erläuterungstext um seine Tochter, Toni Petersen (1840-1909), die ebenfalls von großer Bedeutung war. Sie diente Hamburg als Wohltäterin und Kunstmäzenin. Das Elternhaus stand in der Großen Theaterstraße 33, ist aber heute leider nicht mehr vorhanden. Das Kai am Baakenhafen galt als  ‚Tor nach Afrika‘. Während der Kaiserzeit stapelten sich hier die Waren aus den ehemaligen Kolonien. Es war aber auch der Sammelpunkt für Kolonialsoldaten, die von hieraus in die fernen Länder gebracht wurden, um dort oftmals mit Gewalt die deutschen Handelsinteressen durchzusetzen. Am Petersenkai waren Reedereien wie die Hamburg-Amerika Linie und die Woermann-Linie Mieter. Außerdem lagen dort die Schiffe der Deutschen Ostafrika-Linien und der Deutschen Levante-Linien vor Ort.

Gegenüber am Nordufer des Baakenhafens finden wir den Versmannkai. Auch hier war ein Hamburger Bürgermeister der Namensgeber, nämlich Johannes Versmann (1820-99). In seiner Verantwortung lag der erfolgreiche Zollanschluss im Jahre 1888. Er spielte auch eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Cholera Epidemie und zog damals die richtigen Schlüsse und Konsequenzen. Vielleicht half ihm dabei die Erfahrung, die er im Elternhaus machen konnte, denn sein Vater war Apotheker.

Ein dritter Name war mir geläufig, nämlich der von Johannes Dalmann (1823-75). Er war ein Ingenieur und war als Wasserbau Direktor in Hamburg tätig. Er traf die folgenschwere Entscheidung, den Hafen als Tidehafen anzulegen und auf ein Sperrwerk zu verzichten. Damit blieb die Elbe bis in den Hamburger Hafen für alle großen Schiffe offen. Dalmann ließ ab 1866 Schuppen und Kaianlagen errichten, war also der Gründungsvater der Hafenanlagen auf dem Grasbrook. Der Kaiserkai war sein erstes Bauprojekt, wo Schiffe ihre Ladungen direkt in Eisenbahnwaggons umladen konnten. Zu Recht hat man also seinen Namen an der Südseite zum Grasbrookhafen verewigt, indem man dort den Dalmannkai benannte.

 

 

Alte Wallanlagen

Der Sandtorhafen und der östlich davon gelegene Brooktorhafen mit der Verlängerung Ericus Graben bildeten früher (16. Jahrhundert) den wassergefüllten Wallgraben. Er lag vor der Mauer, die Hamburg vor Angriffen schützen sollte. Das Besondere am Sandtorhafen war seine Tiefe. Die Kaiwand fällt steil hinab, sodass dort seetüchtige Schiffe anlegen können. Nachdem dann der mächtige Kaispeicher A fertiggestellt war, konnten die Waren direkt von Segelschiff in den Speicher gehievt werden. An allen anderen Stellen waren nur flache Speicher vorhanden. Man brachte also die Ladung vom Schiff per Sackkarre in den Speicher, wo sie kurz zwischengelagert wurde. Dann ging es weiter per Zug ins Hinterland oder mit dem Ewer in die Speicherstadt. Jeder Sack wurde also mehrmals gehoben, gelagert und weitertransportiert. Sehr aufwendig und teuer. Der Kaispeicher A wurde 1875 unter Leitung von Johannes Dalmann erbaut. Der zugehörige Kaiserkai wurde bereits 1866 eröffnet. Im Speicher lagerten vorwiegend Kakao und Kaffeesäcke. Das Gebäude hatte übrigens einen großen Innenhof, war also trapezförmig an der Spitze des Kaiserkai platziert worden. Im Krieg wurde alles zerstört, danach folgte ein Neuaufbau, der 1963 eingeweiht wurde. Der Sockel dieses Gebäudes blieb erhalten und bildet heute den Unterbau der Elbphilharmonie.   

Der Sandtorkai, unmittelbar vor den Häusern der Speicherstadt gelegen, ist die älteste erhaltene Hafenanlage. Als 1887/88 der Baakenhafen fertiggestellt wurde, verlor der Sandtorhafen an Bedeutung. Das neue Hafenbecken war größer, moderner und deutlich leistungsfähiger. 

 

Der Sandtorkai ist die älteste Hafenanlage. Bei Ebbe sieht man die Eichenpfähle, auf der die Kaimauer ruht. Sie reichen tief in den Untergrund, der zunächst aus weichen Elbschlick besteht. Erst in den darunter liegenden tragfähigen Schichten findet man genug Widerstand, um ein Fundament für die Häuser zu errichten. Die Pfähle reichen bis zu 12 Meter in die Tiefe. Übrigens steht die gesamte Speicherstadt auf einer solchen Pfahlgründung. Ein bauliches Meisterwerk.