Hafengeburtstag

Erstmals erlebe ich das Spektakel live im Hafen und habe offensichtlich eines der besten Jahre erwischt. Alles stimmt: das Wetter, die Stimmung, die Feiertage. Es kommt nicht oft vor, dass Himmelfahrt auf ein so frühes Datum fällt, aber dieses Jahr hat es gepasst. Himmelfahrt, auch als Vatertag zelebriert, findet einen Tag vor dem diesjährigen Hafengeburtstag statt und da nutzt man die Gelegenheit und verlängert das Volksfest um den geschenkten Feiertag. Die Hamburger haben dadurch die Gelegenheit gleich vier Tage lang Jubel, Trubel und Heiterkeit auszuleben. Und das lassen sie sich nicht entgehen, denn die Sonne lacht vom tiefblauen Himmel, als wäre auch sie hocherfreut. 

 

Am Geburtstag darf man auch mal ein wenig aufdrehen. Die Polizei zeigt zusammen mit dem THW, wie man ein Boot zum Fliegen bekommt. Man ist mit 40 Knoten (ca. 75 kmh) unterwegs, was wirklich schnell ist. Die maximale Höchstgeschwindigkeit im Hafen wurde auf 10 Knoten festgelegt. 

 

Nachmittags wird mir das Gedränge zu dicht, aber die Vormittage sind ganz nach meinem Geschmack. Das Programm startet bereits morgens und ich muss mich entscheiden, welche Schiffe ich mir ansehen will, denn alles ist nicht zu schaffen. Mein tägliches Training hat sich bezahlt gemacht, ich bin inzwischen längst nicht mehr so ängstlich, wenn der Boden unter meinen Füßen schwankt. Ich habe mich glücklicherweise tatsächlich daran gewöhnt und kann deshalb ohne Probleme auf die Überseebrücke gehen. Dort liegen etliche Marineschiffe, die zum Besuch an Bord einladen. Leider darf man keine Fotos machen, das wäre dann wohl zu viel Offenheit und das ist verständlich. Aber von außen darf man die Boote nach Herzenslust fotografieren und die uniformierten Wachen lassen es sich auch gefallen, wenn sie mit aufs Bild kommen. Weil mir der Aufenthalt auf dem schwankenden Ponton diesmal nichts ausmacht, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und laufe über etliche weitere Pontons durch den ganzen Jachthafen, der direkt vor der Jan-Fedder-Promenade liegt. Eine tolle Erfahrung, denn so nahe bin ich den großen und kleinen Schiffen noch nie gekommen.

Zu Beginn habe ich mir eine Fahrt auf einer großen Barkasse geleistet. Wir sind den Schiffen elbabwärts gefahren, trafen dann auf die Geburtstagsgäste, haben uns unter sie gemischt und sind mit ihnen zusammen zurück in den Hafen gefahren. Man nennt es die Einlaufparade, die traditionsgemäß von einem Feuerwehrschiff angeführt wird, das mittels gigantischer Wasserfontänen alle Aufmerksamkeit auf den Schiffstross lenkt. Am nächsten Morgen habe ich die Wasserschutz-Leute (Feuerwehr, Polizei und THW) wieder getroffen. Sie zeigten uns, was sie können, direkt vor den Landungsbrücken. Eine tolle Show, die allen großen Spaß machte. 

 

 

Das abendliche Feuerwerk habe ich im Fernsehen verfolgt. Ich war zu müde, um noch einmal loszugehen und mir war es auch zu voll. Ähnlich wird es heute Abend sein, wenn die Lichtshow erstmals gezeigt wird. Im Mittelpunkt steht die AIDAprima, die schon den ganzen Tag über technisch vorbereitet wird. Da werden zahlreiche Kabel verlegt und Drohnen deponiert, die hoffentlich genau das machen, was geplant ist. Ich hoffe den Cruiser vorher noch einmal vor die Kamera zu bekommen, wenn er nämlich vor meiner ‚Haustür‘ vorbeifährt. Das muss das Schiffen machen, um eine Stelle in der Elbe zu erreichen, die zum Wenden breit genug ist. Das ist ein Stück weiter, in Richtung Elbbrücken, und so kommt es, dass Paraden dieser Art gleich zweimal bei mir vorbeiziehen. 

Es gibt natürlich auch Kritik an dem Fest. Es sei umweltschädlich, zu laut, zu teuer und überhaupt viel zu kommerziell ausgerichtet. Nun gut, die Verkaufsbuden bilden wirklich ein neues Dorf für sich. Sie stehen nicht nur auf der Jan-Fedder-Promenade, sondern auch auf den Straßen Vorsetzen/Baumwall. Selbst auf der Brücke, die zur Elphi führt, steht ein Zelt neben dem anderen (dort wird allerdings Reklame für norddeutsche Touristenziele gemacht). Und auf der Platz-der-Deutschen-Einheit steppt der Bär von morgens bis spät in die Nacht. Dort hat sich AIDA breit gemacht und bietet ein ziemlich gutes Unterhaltungsprogramm und natürlich eine Verkaufsshow für ihre Kreuzfahrten. Nun wird aber niemand gezwungen sich das anzusehen und deshalb, denke ich, kann man die Toleranz aufbringen und vier Tage lang dem Hafen fernbleiben, wenn man es dann so will. Und dass das Feuerwerk der Luftqualität schadet und die alten Museumsschiffe manchmal tiefschwarzen Qualm aushusten, wenn sie überraschenderweise auf einmal wieder starten sollen, das will ich nicht bestreiten. Dass ich trotzdem hundertprozentig für den Hafengeburtstag bin, hat einen einfachen Grund. Ich habe selten so viel Freude erlebt und gesehen. Die Besucher, man spricht von 1,5 Millionen Menschen, strahlen mit der Sonne um die Wette. Alle haben gute Laune, alle tanken positive Energie. Das wiegt für mich schwerer als die Argumente der Kritiker und deshalb freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Mai.