Seit vielen Jahren schmückt sich die Hamburger Innenstadt in der Ferienzeit. Die Quartiere haben sich zusammengetan und ein Projekt ins Leben gerufen, dass den schönen Titel ‚Hamburgs Sommergärten‘ trägt. Es soll Besucher anlocken, denn man möchte so viele Käufer wie möglich in den Geschäften sehen. Ganz langsam erwacht die Gegend rund um das Rathaus. Auf der Mönckebergstraße findet man inzwischen Restaurants und Cafés, die Stühle und Tische vor der Tür aufgestellt haben. An der Umgebung lässt sich allerdings wenig ändern, wer dort sitzt, kann sich die langweilige Fassade vom Karstadt Haus ansehen. In den kleinen Straßen am Rathaus wurde monatelang gebaut. Jetzt ist man endlich fertig und hat auch dort Raum für Gastronomie im Freien geschaffen. Eine Aktion, wie die Sommergärten kommt da doch gerade recht, oder? Ja, es wäre so, wenn sie nicht so mager ausfallen würde.
Erstmals habe ich mir den grünen Schmuck vor zwei Jahren angesehen. Damals hatten wir zwei schwere Coronajahre gerade hinter uns gebracht und der Verkauf startete verhalten und vorsichtig. Manches Geschäft blieb für immer geschlossen. Ich erinnere mich an ziemlich leere Straßen und war froh, ein wenig bunten Schmuck zu sehen. Jetzt allerdings brummt es wieder und deshalb hatte ich erwartet, dass das Projekt ‚Sommergärten‘ größer und schöner denn je präsentiert wird. Leider ein Irrtum. Es hat sich gar nicht entwickelt, selbst die Plakate sind noch identisch. Ich kann also niemanden empfehlen, dafür extra in die Stadt zu fahren. Aber sehen Sie selbst.
Ich bin enttäuscht und überlege, was die Innenstadt denn sonst noch zu bieten hat. Eine Attraktion sind die Stadthöfe im ehemaligen Görtz Palais. Die habe ich hier aber schon einmal gezeigt. Neu ist allerdings die Karl-Lagerfeld-Promenade, die parallel zum Neuen Wall am Alsterkanal entlang führt. Der Ort ist gut gewählt, denn rundherum befinden sich die Shops der ganz großen Namen der Modewelt. Das hätte Karl Lagerfeld bestimmt gefallen und dass man ihn in seiner Geburtsstadt mit der Benennung einer Straße ehrt, gefällt mir gut. Allerdings bräuchte auch diese neu benannte Promenade dringend etwas mehr Schmuck und Glanz. Die Auslagen in den Schaufenstern reichen nicht, besonders weil es oftmals die Rückseite der Geschäfte ist. Auch hier findet sich leider keine einzige Sitzgelegenheit, keine Gastronomie, kein Kleinkünstler oder wenigstens ein Baum oder eine bunte Blume. Es ist schlicht, grau und sehr langweilig. Da sollte die Stadtplanung mal ein bisschen Fantasie wagen und das nötige Geld in die Hand nehmen. Man kann nicht immer nur die Ladenbesitzer in die Pflicht nehmen.
Ja, meine Begeisterung hält sich heute in Grenzen. Trotzdem habe ich den Spaziergang genossen, denn das Wetter ist wunderschön. Dazu die vielen Besucher und Touristen, die Hamburg beleben. Ich mag es, wenn ich sie in ihrer Sprache reden höre. Nicht immer kann ich es zuordnen, aber immer klingt es interessant. Schnell und unkompliziert kann man in ein Gespräch kommen, denn guter Rat ist gefragt. Das kennt jeder von den eigenen Reisen in fremde Städte. Ich war immer sehr froh, wenn mir ein freundlicher Londoner den Weg zeigte oder, wie es dort üblich ist, mich gleich ein Stück begleitete, damit ich mein Ziel auf jeden Fall finde. Und wenn ich durch meine Heimatstadt gehe, dann stelle ich mir gerne vor, ich wäre hier zum ersten Mal und würde alles wie ein Tourist erleben. Das klappt nicht immer, aber manchmal gelingt es mir und dann bin ich hellwach und sehe Dinge, an denen ich bisher immer vorbeigelaufen bin. Das macht dann sehr viel Freude.
