Solly, Richard (1771-1803)

 

Richard Solly wird am 20. Januar 1771 in London, Jeffrey Square, geboren. Er hat einen älteren Bruder (Isaac, geb. 1769) und zwei ältere Schwestern (Anne und Elizabeth). Sein Vater Isaac Solly ist ein Londoner Großkaufmann, tätig im Baltic Trade Business. Er importiert Bauholz und Hanf, das er u.a. an die Königliche Marine verkauft, die es für den Neubau ihrer Schiffe verwenden. Das stabile Eichenholz aus Pommern wird auch für die Gründung vieler Häuser benötigt. So manches Gebäude in London wird auf Pfählen stehen, die die Firma Solly geliefert hat.

Richard wird wie alle seine Brüder nach der Schulzeit ins Geschäft des Vaters eingearbeitet. Nach seiner Hochzeit mit Frances  Flood, scheidet Richard aus dem väterlichen Unternehmen aus. Das geschieht kurz vor seinem 29. Geburtstag. 

Seine Frau war einziges Kind ihrer Eltern, ein Bruder starb jung, und deshalb Alleinerbin eines bedeutenden Vermögens. Ihre Mutter stammt aus der Familie der Barone Cavendish. Richard und seine Frau waren finanziell sicherlich unabhängig und konnten sich ihr Leben nach ihren Wünschen einrichten.

 

 

Sie wohnten York Place / Baker Street, heute wahrscheinlich Bickenhall St, in einem Gebäude mit dem Namen Bickenhall Mansions. Eines Abends im Mai wurde bei ihnen eingebrochen. Der Täter wurde auf frischer Tat ertappt und hatte drei silberne Teelöffel im Wert von 6 Schilling bei sich. Außerdem einen Zuckerlöffel, ebenfalls aus Silber, dessen Wert auf 2 Schilling geschätzt wurde. Eigentlich eine kleine Beute, aber Grund genug für ein ordentliches Gerichtsverfahren. Das wurde protokolliert. Befragt wurden Gäste, die an dem Abend bei Solly anwesend waren, darunter der Earl of Portsmouth und sein Bediensteter Thomas Handyside. 

Thomas Handyside sworn. – Examined by Mr. Knapp (judge). – „I am servant to Lord Portsmouth: I was with his Lordship at Mr. Solly’s: I saw the prisoner coming up the area, and drop something; I did not see what it was, I heard it rattle like spoons; there was an alarm of stop thief, and then the prisoner ran away; I saw the same man brought back.“
Court. Q. „Did he appear to be at all deranged? – A. I cannot say.“

Und dann wurde der Earl befragt und sagte aus:

„I am acquainted with Mr. Solly, Handyside, my servant, went with me to his house in York-place, Portman-square : On Friday the 1st of May, about half after one o’clock, I saw the prisoner coming up the area steps, and I saw him drop some spoons upon the steps; I did not see him pick them up again.“

Auch eine Dame namens Dorinda Megan wird befragt, die angibt, sie würde im Haus von Richard Solly leben. Vermutlich auch eine Bedienstete.

Auf der Flucht läuft der Dieb dem Arbeiter William Turner direkt in die Arme. Der erkennt die Situation und überwältigt den Mann. Er schildert es dem Gericht:

„I am a plasterer: On Friday the 1st of May, I was in York-place, Portman-square; I heard an alarm, and pursued the prisoner, Goodman was with me; he was thrown down by a labouring man a few yards before we came up to him; when we came up, the prisoner put his hand to his right-hand pocket, I seized his hand in his pocket, and pulled his hand out with one of these spoons in it; I put my hand into his pocket and found another; upon which, Goodman searched his left-hand pocket, and found another tea-spoon, and a salt-spoon; we took him back to Mr. Solly’s house, and searched him again, but found no more; then Lord Portsmouth sent for a coach, and he was taken to Bow Street.“

Die Bow Street ist bei den Markthallen des Covent Garden. Noch heute ist dort eine Polizeistation. Oscar Wilde hatte einmal eine Nacht in der Zelle der Bow Street verbracht. Dadurch wurde sie bekannt. Aber auch durch Queen Victoria, deren Kutsche an dieser Station vorbeifuhr, wenn sie einen Besuch in der Oper machte, hat zur Popularität beigetragen. Sie störte sich an dem typisch blauen Licht, das vor englischen Polizeirevieren nachts brennt. Es irritierte sie so sehr, dass sie in Tränen ausbrach. Das Licht bzw. die Farbe hätte sie an den viel zu frühen Tod ihres Mannes Albert erinnert. Den hatte man wohl bei ähnlicher Beleuchtung aufgebahrt. Daraufhin wurde die Laterne gelöscht, sobald die königliche Kutsche im Anmarsch war.

Welche Strafe der Dieb für die entwendeten Silberlöffel erhielt, ist nicht überliefert. Ich fürchte, er wird eine Zeit lang im Gefängnis gesessen haben, obwohl der Wert der Beute eher gering war. Für Solly sicherlich lachhaft gering, aber es geht um das Prinzip. Man klaut nicht und erschreckt auch niemanden am Abend. Immerhin hat man ihm ein ordentliches Gerichtsverfahren geboten, was ich bemerkenswert fand. Sogar mit einem echten Lord als Zeugen.

Richard Solly hatte sicherlich ein privilegiertes Leben und doch war ihm das Glück nicht hold. Auf einer Reise bekam er plötzlich starke Leibschmerzen. Wenig später war er tot. Es geschah in Malvern Wells, auf dem halben Weg zwischen Bristol und Birmingham. Mit nur 32 Jahren wurde er in der nahe gelegenen Kathedrale in Worcester beigesetzt. Das Grab und die Gedenkplatte sind noch immer erhalten.

Seine Frau blieb mit drei Kindern alleine zurück. Das jüngste, die Tochter Jane Caroline, war noch keine fünf Monate alt. Frances heiratete einige Jahre später ein zweites Mal und wurde dann die Ehefrau von John Haward Jessop. Ein wohlhabender Mann, Besitzer von Doory Hall in Longford, Irland.

 

Credit photo: No Swan So Fine, Worcester Cathedral, February 2022 31, CC BY-SA 4.0

Epitaph in der Kathedrale von Worcester, wo Richard Solly beigesetzt wurde.

 


 

 

Extracts from Nathaniel Neal Solly’s manuscript book – Solly Family

Inscribed: Nathaniel Neal Solly Moseley Hall Bushbury near Wolverhampton

April 7th 1870

Richard Solly my father’s 2nd brother was born 20th January 1771 at Jeffery Square. He was early taken into his father’s business as a partner but having in the summer of 1799 married Frances only daughter and heiress of Sir Frederick Flood Bart. M.P. of Barrule Lodge Co Wexford he went out of business and resided at York Place London. He was of particularly pleasant address and polished manners and had a large circle of friends at the West End of London. He died at Malvern Wells in 1803 after a very short illness and was buried in Worcester Cathedral where a handsome monument was erected to his memory. He left one son Frederick who took the additional surname of Flood, also 2 daughters the eldest married to Sir George Featherston Bart. of  Ardagh House Co Longford and the second to Captain Hoare. Mrs Richard Solly afterward married again to Mr I. H. Jessop of Doory Hall Co Longford. My father used to mention having met Lord Mountcharles Lord Valentia Sir Frederick Flood and other Irishmen of distinction at his brother Richard’s house. Frederick Solly Flood on the death of his mother succeeded to his grandfather’s seat Slaney Lodge Co Wexford. He was born 1801 and married Mary daughter of the Revd Thomas Williamson Rector of Stoke Damerell Devon, by whom he had a numerous family.

© Nicholas McNair – reproduced by permission