Kai, Höft oder Terminal?

Es geht ziemlich bunt durcheinander, wenn man über bestimmte Orte im Hafen spricht. Nehmen wir eine Adresse, die jeder kennt: Die Elbphilharmonie. Postalisch findet man sie unter dieser Adresse: Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg. Geografisch liegt sie an der Spitze des Kaiserhöft, zwischen dem Sandtor- und dem Grasbrookhafen. Und wer von der HafenCity zu Fuß dorthin will, wird wahlweise den Dalmannkai oder den Kaiserkai entlangschlendern. Historisch finden wir das Konzerthaus an der Stelle, wo der Kaispeicher A stand. Manche nennen ihn auch heute noch Kaiserspeicher. Wer seit Generationen im Hafen wohnte oder gearbeitet hat, wird vielleicht noch eine andere Quellen erinnern, nämlich die Werft der Firma Johns. Im Volksmund bekannt als ‚Johns’sche Ecke‘. Der Betrieb musste umziehen, um die Einfahrt in den Grasbrook Hafen zu erweitern. Die ‚Ecke‘ wurde dafür schlicht begradigt und erhielt den Namen ‚Kaiserhöft‘. Diese Bezeichnung gilt bis heute. Offiziell lag der Kaispeicher A, der noch heute den Sockel der Philharmonie bildet, auf dem Kaiserhöft.

 

 

Was genau der Unterschied zwischen einer Landzunge, einem Höft oder gar eines Kaps ist, lässt sich nicht genau sagen. Die Grenzen sind fließend. Aber stets handelt es sich um eine Landspitze, die ins Wasser hineinragt. Davon gibt es in der HafenCity eine ganze Menge und ihre Namen sind identisch mit den Kais, die wie Finger zwischen den Hafenbecken liegen. Einzige Ausnahme ist die Kehrwiederspitze, die schon seit Urzeiten so genannt wird. Noch heute eignet sich der Ort bestens, um auslaufenden Schiffen hinterherzuwinken. Die nächste ‚Fingerspitze‘ heißt Sandtorhöft und bildet das Ende vom Sandtorkai. Dann folgt der Kaiserhöft mit der Elphi und schließlich das Strandhöft, unmittelbar an der Fahrrinne der Norderelbe. 

Auf der Südseite des Flusses setzt es sich nahtlos fort. Hat man es einmal verstanden, dann kann man jede, der vielen schmalen Halbinseln sofort benennen. Das Afrikahöft trennt den Südwesthafen vom Hansahafen und der Segeljachthafen wird vom Amerika- und Krahnhöft beidseitig begrenzt. Beide liegen übrigens auf dem O’swald Kai. Damit bin ich dort angekommen, wo ich eigentlich hinwollte. Der O’swald Kai fällt auf, denn nirgends liegen so große, auffällige Schiffe an der Kaimauer. Schwimmende Schuhschachteln mit senkrecht aufsteigenden Bordwänden. Sie sind oftmals weiß gestrichen, mit einem leuchtend gelben Rumpf, denn das ist das Markenzeichen der italienischen Grimaldi Reederei. Am Heck findet man keine sanfte Rundung, sondern eine riesige flache Klappe, hoch bis in den Himmel ragend. Der Übergang von der Seite zum Heck verläuft ungewohnt rechteckig. Die Schiffe gehören zum RoRo-Typ, transportieren also rollende Fracht. Meistens sind es Autos, vom schrottreifen Pkw bis zum fabrikneuen Lkw. Auch landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge oder Maschinen für den Straßenbau werden mit diesen Schiffen transportiert. Manchmal sieht man auch einige Container an Bord, dann handelt es sich um ein ConRo-Schiff. Zu gerne würde ich den Kaiarbeitern einmal aus nächster Nähe zusehen, wenn sie ein Schiff beladen. Die Kunst besteht u.a. darin, die Fracht transportsicher zu befestigen. Da darf auch in rauer See nichts verrutschen. Also wird jedes Rad am Boden angelascht. Jedes Fahrzeug wird bombenfest verankert und gleichzeitig auf minimalen Abstand geparkt. Das Know-how bietet die UNIKAI Lagerei- und Speditionsgesellschaft an. Sie sind auf rollende Verladung spezialisiert. Und was nicht von allein rollen kann, wird auf ein solches Transportbrett montiert. Das können dann schwere Schiffsschrauben sein oder eine tonnenschwere Panzerkette inklusive Antriebsräder. Von beiden Beispielen sind beeindruckende Fotos auf der Webseite der Firma zu sehen.