Schon merkwürdig, aber ich war tatsächlich noch nie in diesem Viertel. Natürlich habe ich davon gehört. Ich wusste wie das [wiki]Chilehaus[/wiki] aussieht, weil der berühmte ‚Bug‘ schon tausendfach fotografiert wurde und hätte auch sagen können, wo man es finden kann. Die U1 führt einen direkt dorthin. Man kann sowohl am Bahnhof Steinstrasse als auch am Meßberg aussteigen. Und genau so habe ich es dann auch gemacht. Ich startete vom Süden in das Häusermeer hinein und hatte mir schon vorher auf meinem Stadtplan das Gebiet markiert. Es konnte also gar nichts schiefgehen. Dachte ich …
Die kleine rot umrandete Fläche, in der Mitte der Karte, zeigt die Umrisse des Kontorhausviertels bzw. des Gebiets, dass von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Es liegt gleich vis-à-vis zur Speicherstadt. Beide trennt nur Zollkanal. Zeitlich liegen sie weiter auseinander, nämlich genau ein halbes Jahrhundert. In der Speicherstadt wurde der erste Grundstein schon 1883 gelegt und im Kontorhausviertel erst 1922 mit dem Baubeginn des Chilehauses.
Durch die kleine Fischertwiete betrat ich das Viertel. Groß ist es wirklich nicht, mit wenigen Schritten kann man es durchqueren und doch war ich überrascht von der Größe der noch heute beeindruckenden Häuser. Folgt man der Fischertwiete dann spaziert man mitten durch das Chilehaus. Dann kam ich auch schon zum zentralen Platz des Viertels. Ein paar Markthändler hatten dort ihre Buden aufgebaut, aber hauptsächlich werden hier Autos geparkt. Ich war also im Zentrum angekommen und schaute mich um. Überall war ich von Backstein-Riesen umgeben, die bekannte Namen trugen: Mohlenhof, Sprinkenhof oder eben das berühmte Chilehaus.
Eigentlich hatte ich mich gut vorbereitet und die passenden Objektive eingepackt, denn in der Stadt braucht man eher einen Weitwinkel. Trotzdem merkte ich schnell, dass sich Probleme auftaten. Die Häuser waren viel zu groß, um sie im Bild einzufangen. Normalerweise geht man in so einem Fall weiter zurück, aber dafür fehlt hier einfach die freie Fläche. Das zweite Hindernis waren die vielen geparkten Autos und vor allem die Baustellen. Überall wurde gebuddelt, standen Bagger und Bauwagen oder Bauzäune versperrten mir die Sicht. Aber egal, ich machte mich an die Arbeit und wusste schnell, dass das nur ein erster Probelauf sein kann. Dieses Viertel muss man sich erarbeiten, da brauche ganz bestimmt mehr als einen Besuch.
Aktualisierung
Gerade lese ich in der Zeitung, dass der Buchardplatz verschönert werden soll. Es geht um den ‚Marktplatz‘, den ich im Beitrag erwähnte. Jetzt wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, um Ideen einzuholen, wie man diesen zentral gelegenen Ort mit Leben füllen kann. Man plant Läden und Cafés, denkt an einen Brunnen und viele Bäume. Auf jeden Fall soll die Fläche künftig zum Verweilen einladen. Die Autos müssen weichen. Das ist auch richtig so, denn immerhin stehen rundherum einige der prächtigsten Kontorhäuser Hamburgs. In London besuche ich oft und gerne das Somerset House. Es ist ein alter Palast mit einem riesigen Innenhof. Das Haus liegt sehr zentral neben der Waterloo Bridge, die über die Themse führt. Bis Ende der 90-er Jahre wurde das Haus von Behörden genutzt und der Innenhof war Parkplatz für die Mitarbeiter. Heute unvorstellbar, denn das Somerset House ist inzwischen komplett öffentlich zugänglich. Es dient den Besuchern, bietet kleine Shops, Ausstellungen, erstklassige Kunstsammlungen und eine Reihe von netten Restaurants. Dazu Sommerfestivals im Innenhof und im Winter wird dort Schlittschuh gelaufen. Daran denke ich, wenn ich die Pläne über die Neugestaltung des Buchardplatzes bewerten soll. Ich finde es gut und die Finanzierung wird von den anliegenden Unternehmen mitgetragen. Schon im September soll entschieden werden, welcher Plan zur Ausführung kommt. Im nächsten Sommer könnte es dann schon möglich sein auf dem Platz einen Kaffee zu trinken oder ein kleines Konzert zu hören.