Es wird Zeit sich mit den Details vertraut zu machen. Gerade stand ich wieder am Dalmannkai und bestaunte zwei große Frachter, die vorbeizogen. Sie hatten ihre Liegeplätze verlassen und begaben sich wieder auf die Reise in den nächsten Hafen. Oft eine Rundreise. Vermutlich werde ich sie bald wiedersehen und vielleicht schon dann erkennen? Das eine schwamm sichtbar leicht auf dem Wasser, was am Ruder erkennbar war, das hoch herausragte. Man hatte es offensichtlich entladen. Der andere Frachter lag deutlich tiefer im Wasser. Er wurde mit tausenden von Autos beladen, die vermutlich in Afrika landen und dort verkauft werden. Beide folgten der Hauptwasserstraße, der Norderelbe. Einer fuhr fast bei Ebbe flussabwärts, der andere folgte später bei bereits deutlich einsetzender Flut. Aber wie tief ist die Elbe an dieser Stelle eigentlich? Ich wollte es wissen und habe recherchiert.
Laut Hamburg Port Authority, also Hafendirektion, ist eine Fahrt mit einem Tiefgang von 13,5 m zu allen Zeiten gewährleistet. Und zwar tidenunabhängig, also auch bei Niedrigwasser. Das ist wichtig für die Schiffe, denn nur so können sie den Liegeplatz im Hafen zu jeder Zeit ansteuern. Und das machen sie, davon konnte ich mich längst überzeugen. Da erreichen Frachter das Süd-West-Terminal, das ich vom Bett aus sehen kann, tief in der Nacht oder wie eben geschehen am Sonntagnachmittag. Natürlich werden die Schiffe erwartet, das heißt, das Terminal ist personell funktionstüchtig besetzt.
Der Hamburger Hafen liegt rund 140 km von der Küste entfernt. Die Elbe wird grob in zwei Abschnitte eingeteilt: Die Unterelbe von der Mündung bis kurz hinter Wedel und dann folgt das Hamburger Gebiet, das rund 20 km Strom-Länge umfasst. Für die Fahrrinne ist aber nicht alleine die Tiefe wichtig, sondern auch die Breite. Bis Wedel beträgt sie 300 Meter, dann verjüngt sich die Fahrrinne auf 250 Meter. Es gibt Ausweichboxen für Containerschiffe. Begegnen sich zwei Riesen, dann können sie in diesen Boxen warten, bis der Kollege sich vorbeigeschoben hat. Im Hamburger Hafen vermeidet man solche Begegnungen, aber man braucht Platz, um die Schiffe zu drehen. Aus Sicherheitsgründen müssen sie mit dem Bug stets seewärts liegen, damit sie im Notfall mit eigener Kraft den Liegeplatz verlassen können. Normalerweise übernehmen die Schlepper diese Arbeit, indem sie sowohl ziehen als auch drücken. Pull & Push.
Bleibt nur noch die Frage, wie tief die beiden Schiffe, die ich beobachtet habe, im Wasser lagen. Das weiß ich natürlich nicht, aber ich kann nachschlagen, welchen max. Tiefgang sie haben. Für den Autofrachter ‚Lake Kivu‘, der vermutlich voll beladen war, wird ein Tiefgang von 8 Metern angegeben und für den Frachter ‚Blue Master II‘ 6,9 Meter. Sie hatte also beide noch deutlich mehr als die sprichwörtliche Handbreite Wasser unter dem Kiel.