Benannt nach dem kleinen Stadtteil St. Pauli, wo die letzte Brücke mit der Nummer 10 zu finden ist, reicht die Anlage bis zum Hafentor. Wer den Ort nicht kennt, orientiert sich einfach an der Rickmer Rickmers. Das schmucke Segelschiff kann man nicht übersehen.
Die Landungsbrücken sind eine schwimmende Ponton-Anlage. Sie ist fast 700 Meter lang und dabei äußerst flexibel. Sowohl der zweistöckige Ponton als auch die Brücken bewegen sich im Takt der Gezeiten. Immerhin ein durchschnittlicher Höhenunterschied von 3,40 m, der schadlos bewältigt werden muss. Übrigens kann man an den Brücken, die das Festland mit dem Ponton verbinden, gut den Wasserstand erkennen. Bei Ebbe müssen sie einen größeren Höhenunterschied überwinden und stehen dann deutlich steiler als bei Flut.
Landseitig stehen einige markante Gebäude entlang der Landungsbrücken. Ganz im Westen ein großer Kuppelbau, der den Eingang zum alten Elbtunnel bildet. Im Osten steht ein Turm mit Wasserstandsanzeiger. So weiß man immer, wie hoch das Wasser aktuell steht. Ein wichtiger Hinweis, denn wenn es zu niedrig fällt, dann können die Barkassen nicht mehr durch die Speicherstadt fahren. Dort liegen die Fleete bei Ebbe teilweise trocken. Außerdem ist eine Glocke im Turm untergebracht, die akustisch die Uhr anzeigt. Jeweils zu vollen und halbe Stunde erklingt sie. Das entspricht den Glasenschlägen, die in der Seefahrt üblich sind. Wie man sie interpretiert, ist eine Wissenschaft für sich. Vielleicht auch nicht so wichtig, denn man wird den Glockenklang oftmals gar nicht hören, weil der Hafen laut ist.
Erstmals wurde im Jahr 1839 hier ein hölzerner Schiffsanleger errichtet. Er diente den großen HAPAG Linienschiffen als Anlegestelle. Das Abfertigungsgebäude steht noch heute. Es ist der sandsteinfarbene Bau zwischen Elbtunnel und Pegel-Turm. Um 1870 wurde die Anlage erweitert und erstmals mit schwimmenden Pontons ausgestattet. Schon bald bot man regelmäßige Ausflüge nach Cuxhaven, Helgoland und Sylt an. Schließlich reichte der Platz nicht mehr und man entschied sich für einen kompletten Neubau der Landungsbrücken. Wieder wurde es ein schwimmender Ponton, anders kann man es in einem offenen Tidehafen auch nicht regeln, aber es waren keine einzelnen Schwimmkörper, sondern eine stabile geschlossene Landungsbühne. Das Projekt wurde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, im Sommer 1909, fertig. Aber erst der Zweite Weltkrieg zerstörte den Anleger. Danach begann der Wiederaufbau.
Die Landungsbrücken sind Start- und Zielpunkt, wenn man eine Hafenrundfahrt machen möchte. Auch der Katamaran nach Helgoland startet täglich von hier aus. Die HADAG-Fähren verkehren von hier aus zum HVV-Tarif, und abends bringen sie die Gäste im Shuttle-Verkehr zu den Musicals. Besucher flanieren gerne auf den Landungsbrücken an der Elbe entlang. Man sitzt in einem der vielen Restaurants und schaut den Schiffen zu, die vorbeiziehen. Oder man sitzt auf den Treppen der Flutschutzanlagen und unterhält sich mit den Möwen. Irgendjemand spielt immer in Hörweite Musik und das oftmals ziemlich gekonnt. Gestern zeigten zwei Drummer, was sie draufhaben. Das lässt sich nicht per Foto zeigen, sondern muss gehört werden. Ich füge also mal wieder ein Video ein (immer noch eine Herausforderung; Vloggerin werde ich wohl nie).
Für mich ist Beste an den Landungsbrücken der stete Wechsel. Sie schwingt nicht nur im Rhythmus der Gezeiten, sondern das gesamte Umfeld ändert sich minütlich. Schiffe legen an oder fahren ab. Andere ziehen mit ihrer Ladung vorbei. In der Ferne dreht ein Container-Riese in den Strom. Die Möwen fliegen Loopings, einfach weil es ihnen Freude macht. Und schließlich die vielen Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern. Wenn man will, kann man ins Gespräch kommen, ein Lächeln genügt meistens. Hier, auf den Landungsbrücken, spüre ich die Großstadt, die Lebensfreude der Menschen oder einfacher gesagt, nämlich von meinen geliebten Engländern ausgeliehen: „The huzzle and buzzle of Hafen Hamburg“.