Strandkai

 

Ich konnte es kaum noch abwarten, denn heute wurde der Strandkai endlich für alle geöffnet. Offensichtlich eine kurzfristige Entscheidung, denn es fehlte jegliche Zeremonie. Weder eine Blaskapelle noch eine gehisste Flagge, geschweige denn ein Vertreter der Stadt, war anwesend. Dabei steht die Bezirksversammlungswahl vor der Tür, das wäre doch die Gelegenheit gewesen. Macht aber nix, der Start war trotzdem gelungen. Bei traumhaftem Wetter konnte man, für die meisten wohl sehr überraschend, auf einmal den gesamten Grasbrookhafen entlanggehen. Immer unmittelbar am Wasser, mit Blick auf die Elbphilharmonie. Morgens, als ich dort war, hatten es erst wenige Nachbarn mitbekommen. Noch war alles ganz ruhig, ab Mittag strömten dann die Touristen auf die neue Landzunge. Ein niedlicher Cockapoo umkreiste schnüffelnd die Bäume. Er wirkte ratlos. Vermutlich hatte noch niemand seine Duftmarke dort hinterlassen. Morgen wird es für ihn schon vertrauter und vor allem informativer riechen.

 

 

Das Warten hat sich gelohnt. Meine Erwartungen waren hoch und wurden weit übertroffen. Was ist das für ein herrliches Plätzchen, mitten im Hafen! Mein Glückwunsch an Planer und Ausführende. Das ist richtig gut geworden. Der Name ‚Strandkai‘ wird übrigens für den gesamten Fußweg benutzt, also sowohl am Grasbrookhafen, als auch direkt an der Norderelbe. Dort kann man demnächst bis zu den Elbbrücken zu Fuß spazieren. Noch gibt es zwei Hindernisse, nämlich die Baustelle am Cruise Center und eine kleinere davor. Ich gehe aber davon aus, dass das letztgenannte bald beseitigt sein wird. Dann kann man das Quartier Strandkai endlich komplett zu Fuß umrunden.

Ohne Frage sind die Wohnungen auf dem Strandkai in allerbester Lage und entsprechend teuer. Zwischen den Häusern hat man höhere Büro- und Wohntürme errichtet, sodass sich eine interessant gegliederte Fassade ergibt. Man hat fast durchweg die Farbe Weiß gewählt, was den Anblick von der Elbe her enorm aufwertet. Vor wenigen Tagen hörte ich eine Touristin zu ihrem Mann sagen: „Ich wusste gar nicht, dass Hamburg eine so schöne Silhouette hat.“ Erst war mir nicht klar, was sie damit meinte, aber jetzt habe ich keinen Zweifel. Sie werden während einer Hafenrundfahrt auf der Norderelbe bis zur HafenCity gefahren sein und haben dort das gerade fertiggestellte Strandkai gesehen. 

 

Hamburg hat ein neues Gesicht. Die Gebäude an der Elbe (Strandkai) sind in hellen, weißen Tönen gehalten. Dahinter stehen die braunen und rötlichen Häuser, in Anlehnung an die Speicherstadt, die zum Dalmannkai gehören. Auf der Spitze des Strandkais hat man zwei alte Hafenkräne installiert. Die gleichen Kräne stehen auch vor der Elbphilharmonie, die ein Stück weiter links zu finden wäre.

 

Die Spitze vom Strandkai wird ganz bestimmt ein neuer Publikumsmagnet. Jetzt bin ich nur noch gespannt, wie es abends aussehen wird, denn bis gestern waren die teils raffiniert platzierten Lampen bislang nicht in Betrieb. An der Spitze stehen vier Scheinwerfer, die vermutlich die Landmarke besonders hervorheben. Am Hafenbecken hat man Scheinwerfer unter den Balkonen des Wohnhauses montiert. Er steht ein Stück vor und bietet genug Platz für eine attraktive Illuminierung der gesamten Kaikante. Und an der Seite zur Elbe braucht man eigentlich nur wenig Licht, denn dort schaut man auf das Süd-West-Terminal, auf dem häufig Tag und Nacht gearbeitet wird. Dann sind nicht nur Frachter im hellen Licht zu sehen, sondern auch die Containerfahrzeuge und die kleineren Gabelstapler. Das erinnert dann an Legoland und ist die schönste Kulisse, die man sich denken kann.

Wenn dann eines Tages ein großer Kreuzfahrer am Strandkai entlang gleitet, dann stellt sich das Gänsehaut-Gefühl von ganz alleine ein. In einem Jahr sollte es so weit sein, weil dann das Cruise Center eröffnet wird. Aber schon in diesem Sommer, erwarte ich hier einige Schiffe. Die Hurtigruten Schiffe machen regelmäßig am provisorischen Terminal fest und manchmal haben die Kapitäne von AIDA oder TUI Lust, eine Extrakurve zu drehen, bevor sie den Hamburger Hafen verlassen. Dann taucht ganz plötzlich so ein Passagierschiff hier auf und das lässt vermutlich jedes Herz freudig schneller schlagen.