Tiere in der Stadt

Gibt es wild lebende Tiere in der Stadt? Oder schließen sich City- und Naturleben gegenseitig aus? Nein, ganz sicher nicht und dabei denke ich nicht an Ratten & Co, die ganz wunderbar mit menschlichen Abfällen zurechtkommen. Für sie sind die dunklen Höfe, wo die Mülleimer von Hotels und Restaurants abgestellt sind, sicherlich eine komfortable Adresse. Nein, ich weiß von anderen Tieren, die man nicht unbedingt in einer Großstadt vermuten würde. Daneben gibt es natürlich unzählige Hunde und Katzen, denn die Hamburger sind tierfreundlich. Nicht ganz so ausgeprägt wie die Londoner, wo jeder Pub seinen eigenen Hund (wahlweise auch Katze oder Papagei) hat, aber immerhin.

Große Tiere findet man im Tierpark von Hagenbeck. Ein weltbekannter Name und eine großartige Attraktion. Übrigens ähnelt sie dem London Zoo im Regent’s Park sehr. Bei Hagenbeck würde ich gerne eine Fototour machen, aber man ist nicht sehr kundenfreundlich eingestellt. Obwohl das Fotografieren extra kostet, -was in Ordnung ist-, darf man die Fotos nicht veröffentlichen. Selbst für den Gebrauch auf einer privaten nicht kommerziell genutzten Webseite braucht man eine Genehmigung. Das ist sperrig und andernorts nicht üblich. Für mich eine zu hohe Hürde um Hagenbeck einen Besuch zu machen. Und meine Spenden-Mitgliedschaft habe ich deshalb auch beendet. So kann’s kommen.

Andere Veranstalter, die ebenfalls ohne staatliche Förderung auskommen müssen, sind großzügiger. Unter anderem das Museumsdorf in Hamburg-Volksdorf. Dort freut man sich über Besucher und verzichtet auf irgendwelche Auflagen*) Dort bin ich gerne und genieße die authentische Bauernhochatmosphäre mitten im Ortskern. Ebenfalls im Osten Hamburgs liegt der Duvenstedter Brook. Ein riesiges Naturschutzgebiet, dass zahlreiche Tierbeobachtungen möglich macht, wenn man Geduld hat. Dort habe ich über mehrere Jahre unzählige Fotos und Geschichten gesammelt und daraus einen eigenständigen Web-Blog gemacht (Adresse ist hier auf der Homepage zu finden).

*) Weil erheblich finanzielle Verluste in den letzten beiden Jahren zu verzeichnen waren, wird jetzt um ein kleines Eintrittsgeld gebeten. Die kommerziellen Veranstaltungen mussten ausfallen. Auch das geht auf das Corona-Konto.

Etwas zentraler liegt der Ohlsdorfer Friedhof. Eine prachtvolle Parkanlage, die größter dieser Art in Europa. Zwischen den Gräber geht es sehr lebendig zu. Gut so, denn das Leben und der Tod gehören nunmal untrennbar zusammen. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Und genau das erlebt man auf diesem Friedhof sehr eindringlich. Deshalb war ich oft und gerne dort mit meiner Kamera unterwegs. Auch daraus entstand ein eigener Blog, siehe Homepage. Unvergesslich bleibt mir der Augenblick, als ich erstmals einen der Uhus dort entdeckte. Der Vogel ist wirklich groß und doch kann er sich nahtlos seiner Umgebung anpassen. Man übersieht ihn einfach, wenn einem nicht zufälligerweise seine Feder auf den Kopf fällt. So geschah es mir. Inzwischen kenne ich einige seiner Gewohnheiten und könnte ihn wohl schneller aufspüren. Ein anderer perfekter Moment ereignete sich an einem frühen Sonntagmorgen. Unverhofft und wie von Zauberhand geschickt, stand plötzlich ein Reh vor mir. Dann kam ein Zweites aus der Deckung. Aber auch seltene Arten wie der Eisvogel begegneten mir dort erstmals in meinem Leben. Der Park-Friedhof in Ohlsdorf ist wirklich außergewöhnlich und mehr als nur einen Besuch wert.

 

 

 

In Hamburgs Innenstadt gibt es einige Tierarten, die dort einfach hingehören. Dazu zähle ich natürlich die weißen Alster-Schwäne, die eigentlich zu den ‚Höckerschwänen‘ gehören. Sie genießen einen besonderen Schutz in der Hansestadt, denn die gehören dem Senat und haben ihr eigenes Budget. Im Winter leben sie in einem eisfreien Wasserquartier und ganzjährig kümmert sich der Schwanenvater mit seinem Team um die großen, majestätischen Vögel. Eine Parallele zu London, denn dort sind die Schwäne genauso häufig zu sehen und dürfen auf die Unterstützung des Königshause zählen. Sie sind privater Besitz der Königin und haben ebenfalls ihre eigenen ‚royalen Tierpfleger‘. 

Am Hamburger Hafen sind die Möwen zu Hause. Tauben sind weniger beliebt, aber echte Stadtbewohner. Aber es gibt auch andere Vögel, die man vielleicht nicht erwartet. Ich fotografierte jedenfalls mitten auf dem Zollkanal meinen allerersten Kormoran. Inzwischen weiß ich, dass seine Verwandten auch gerne mal zum Ohlsdorfer Friedhof fliegen. Aber mein ‚Hafen-Kormoran‘ hat mir etwas ganz besonders gezeigt, nämlich einen erfolgreichen Beutezug. Wenn ich das Bild vergrößere, tippe ich auf kleine Flunder. Auf jeden Fall hat er einen recht flachen, frischen Fisch gefangen und aufgefressen. Wohl bekommt’s; ich gönnte mir daraufhin ein Fischbrötchen zum zweiten Frühstück.

 

 

Es gibt bestimmt noch viel, viel mehr tierisches Leben in der Stadt zu entdecken und ich hoffe, ich werde damit Erfolg haben, wenn ich dort hingezogen bin. Dann kann ich auch früh morgens oder spät abends unterwegs sein und mal sehen, wer da noch so schwimmt, läuft oder fliegt. In London kommt immer mal wieder ein kleiner Delfin oder ein Seehund vorbei. Sie schwimmen die Themse hinauf bis ins Zentrum der City, wo dann Touristen fast in Ohnmacht fallen. Aber London liegt auch näher an der Themsemündung und deshalb ist das Wasser dort noch salzhaltig. Das wird in Hamburg eher nicht passieren. Aber wer weiß? Ich halte die Augen offen und die Kamera bereit. 

 

Diesen hübschen Kerl sah ich ebenfalls am Zollkanal. Genauer gesagt im dortigen Museum. Es ist ein Wolf, leider längst tot und ausgestopft. Im Duvenstedter Brook wurde in den letzten Jahren ein höchst lebendiger Wolf gesichtet. Weitere Paare leben rund um Hamburg. Die Auswilderung scheint gelungen, alle sind zufrieden.