Von allen Seiten

Es hat mal wieder ein Kreuzfahrer in der HafenCity festgemacht. Ich hatte mir die Ankunft im Kalender notiert, was aber gar nicht nötig gewesen wäre. Pünktlich zur Frühstückszeit verlassen die Passagiere das Schiff und laufen etwas orientierungslos durch die Westfield Mall. Immerhin hat man eine Flagge mit dem Logo der Reederei ‚MSC‘ aufgestellt, aber es scheint dort niemand Auskunft zu erteilen. Also schauen die Passagiere erst einmal auf ihr Handy, diskutieren dann untereinander den schnellsten Weg und laufen schließlich in alle Himmelsrichtungen davon. Die Koffer fest im Griff und zum Glück mit Rollen ausgestattet. Ich stehe auf meinem Balkon, löffel meine Haferflocken und plane schon mal den fälligen Foto-Spaziergang.

Der Cruiser ‚MSC Poesia‘ ist zu Besuch und belebt das Touristengeschäft. Kein Wunder, denn die Reederei hält inzwischen einen 49-Prozent-Anteil an der Hamburger Hafen und Logistik AG. Man versprach Wachstum und schickt nun jede Menge vollgepackte Schiffe, mal mit Containern und mal mit Kreuzfahrtgästen. Die ‚Poesia‘ kann sich sehen lassen. Groß, elegant, schneeweiß. Ein Schiff, wie aus dem Katalog. Apropos Prospekt, einen solchen gab es natürlich auch von den Erbauern des Westfield Centers. Dort lag dann stets ein großes Schiff direkt vor der wasserseitigen Promenade. Und daran musste ich heute denken, denn die ‚Poesia‘ kommt dem Werbefoto ziemlich nahe. Einzig das Wetter spielte nicht mit. Statt blauen Himmel und Sonne satt, erwarteten mich tief hängende Nebelschwaden und ein ganz leichter Nieselregen. Die Engländer haben bestimmt über fünfzig Worte für Regen, denn dort fällt er in allen denkbaren Varianten und die heutige hätten sie als ‚a little bit nibble‘ bezeichnet. Das trifft es genau.

 

 

Weil die ‚Poesia‘ ein wirklich großes Schiff ist, 300 Meter lang und ca. 2.500 Passagiere, habe ich mal einen anderen Blickwinkel als üblich gewählt. Ich bin ein wenig auf Distanz gegangen, nämlich zum alten Cruise Center Baakenhöft. Das ist in den Dornröschenschlaf gefallen, seit das Terminal in der HafenCity eröffnet ist, aber es kann noch immer im Notfall reanimiert werden. Der tritt ein, sobald mehr als zwei Schiffe gleichzeitig in der HafenCity festmachen wollen.

Eine Brücke führt über den Baakenhafen und so konnte ich bequem zu Fuß bis auf die Spitze des Baakenhöft gelangen. Zur Zeit ein ziemlich zugewachsener Ort, aber in ferner Zukunft der Bauplatz für die Kühne-Oper. Man läuft ein wenig über Stock und Stein, kommt aber schließlich direkt an die Norderelbe und damit dem Cruise Center in der HafenCity sehr nahe. So hatte ich dann mal eine ganz andere und sehr freie Sicht auf das Schiff. Das wurde übrigens 2008 von einer ganz besonderen Frau getauft, nämlich der Schauspielerin Sophia Loren. 

Mein zweiter Lieblingsort ist die Terrasse (Strandkai) vor dem ehemaligen Unilever Haus. Gerade wenn so große Schiffe zu Gast sind, dann reicht ihr Bug bis fast vor die Terrasse. Ihre dicken Trossen sind an Pollern festgemacht, die weit in den Strandkai hineinreichen. Außerdem sieht man hier junge Bäume und das wirkt schon sehr ungewöhnlich, denn sie stehen nur wenige Meter von der steil aufragenden Schiffswand entfernt.

 

 

In der HafenCity hat die MSC Reederei eine Niederlassung. Noch ist es ein kleineres Gebäude am Sandtorhafen, aber bald fängt man mit dem Neubau an der Ericusspitze an. Vermutlich werden ihre Schiffe immer häufiger im Hafen zu sehen sein. Die Mediterranean Shipping Company (MSC) hat ihren Sitz in Genf und gilt als weltweit größte Reederei. Es gibt kaum etwas im Transportwesen, was sie nicht besitzen. Darunter auch Fluggesellschaften. Großes Interesse hatte man an der Lufthansa, aber das wäre dann vielleicht doch zu viel gewesen. Ich sehe sie lieber auf dem Wasser, denn dort gehören sie zu den echten Hinguckern. Die ‚MSC Poesia‘ wird jedenfalls ein regelmäßiger Gast in Hamburg sein und wenn ich richtig informiert bin, so gut wie immer die HafenCity anlaufen. Gut so, denn die Touristen und Tagesbesucher freuen sich und kommen extra für das Schiff am Sonntagnachmittag vorbei. Mir ist es recht, you’re welcome.

 

 

Hier finden Sie das Baakenhöft: