WOW-WOW-WOW!

Es gibt einen Ort in Hamburg, da kommt man leicht ganzjährig in Weihnachtsstimmung. Jedenfalls am Abend, sobald es dunkel ist. Ich habe es ausprobiert und war mit dem Schiff im Hafen unterwegs. Ein Highlight war ein Kreuzfahrer, der am Terminal in Steinweg lag. Auf den freute ich mich besonders, weil ich selbst demnächst meine erste Seereise antreten werde. Irgendwann Anfang des Jahres hatte ich das Abenteuer gebucht und nun läuft ganz ‚überraschend‘ der Countdown. Da wollte ich mir selbst ein wenig Mut machen und mal schauen, wie es andere meistern. In meiner Begeisterung hatte ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass der Winter nicht nur Kälte sondern auch heftige Stürme im Gepäck hat. Und dann natürlich meine (unbestätigte) Vermutung, dass ich nicht seefest bin. Je näher die Abfahrt rückt, desto mulmiger wird mir. Deshalb greife ich gerade nach jedem Strohhalm und sei es nur eine Lichterfahrt am Abend, die mich davon überzeugen soll, dass das auch Spaß machen kann.

 

Die St. Pauli Landungsbrücken in voller Länge (750 m). Ein schwimmender Ponton, unabhängig vom Tidestand, mit viel Platz für die vielen Schiffe im Hafen. Hier legen die Fähren und Ausflugsdampfer an. Abends haben sie einen anderen Liegeplatz, an dem sie sicher durch die Nacht kommen.

 

So richtig kalt ist bisher nicht, aber abends kann es frisch werden. Besonders am oder auf dem Wasser. Meine spontane Idee, Handschuhe und Mütze mitzunehmen, hat sich als goldrichtig erwiesen. Die Dunkelheit machte mir Sorgen. Meine Fotoausrüstung ist zwar gut, aber nicht hochklassig. Wer lichtstarke Objektive haben möchte, muss viel Geld ausgeben. Also musste ich nachhelfen, den ISO-Wert hochdrehen und die Verschlusszeit verlängern. Das funktioniert, aber leider zulasten der Schärfe. Man muss also ausprobieren und auch dazu sollte meine Tour dienen. Lieber eine Enttäuschung in Hamburg erleben als auf hoher See. 

Und dann sind es ja nicht alleine die Fotos, die man mitbringt, sondern das Erlebnis. Manchmal muss ich mich daran erinnern, aber es lohnt sich. Dann lasse ich die Kamera in der Tasche und reiße stattdessen die Augen auf. Schaue mir alles an und versuche es so intensiv wie möglich zu verinnerlichen. Dabei hilft es mir, die Gedanken zu stoppen. Vor allem den Besserwisser, der alles und jeden sofort wertend mit einem Etikett versehen möchte.

Unser erstes Ziel kommt in Sicht, der Containerhafen. Wir haben Glück, denn die Liegeplätze sich gut gefüllt. Zwei 400-Meter Schiffe liegen am Burchardkai, dicht hintereinander. Gegenüber wird ein etwas kleineres Schiff der Maersk Reederei entladen. Und dann hatte auch noch eine Taufe stattgefunden. Das Schiff, die Hamburg Express, gehört zu den größten Schiffen, die je in Deutschland gebaut wurden. Sie liegt noch immer an ihrem  Ehrenplatz an der Einfahrt zum Waltershofer Hafen. Je näher wir kommen, desto spektakulärer wird die Sache. Ein Lichtermeer erwartet uns. Im Containerhafen wird rund um die Uhr gearbeitet und bei Dunkelheit ist das ein absolut magischer Ort.

 

 

Die Fahrtzeit vergeht wie im Flug. Wir schwimmen schon wieder stromaufwärts in Richtung Landungsbrücken. Vorher besuchen wir aber noch den Kuhwerder Hafen, der genauso beschaulich aussieht, wie der Name vermuten lässt. Es sei denn, ein Kreuzfahrer hat am Terminal angelegt. Und das ist fast täglich der Fall. Dann lohnt sich der Besuch, ist sogar eines der Höhepunkte jeder Rundfahrt. 

 

 

Als wir an dem Cruiser vorbeiglitten, schlug mein Herz ein wenig schneller. Vermutlich war ich nicht die Einzige an Bord, die sich gerade wünschte, dort drüben mitzumachen. So gesehen, war meine Entscheidung vielleicht doch nicht so dumm. Mein Plan ging auf, meine kleinen Ängste sind verstummt. Die Schiffsführerin glitt zweimal an dem Traumschiff vorbei. Ja, am Steuer saß eine Frau. Das ist noch immer eher die Ausnahme, aber angenehm. Ich hatte während der gesamten Fahrt das Gefühl, noch nie so butterweich durch den Hafen und seine Hindernisse gelenkt worden zu sein. 

Nun ging es endgültig zurück. Die Rundfahrt näherte sich dem Ende. Bevor wir wieder an den Landungsbrücken festmachten, gab es noch eine Zugabe. Ein kleiner Schlenker elbaufwärts führte und an der Elbphilharmonie vorbei. Sie ist ein optisches Prachtstück, ganz ohne Frage. Und die HafenCity, die sich dahinter nahtlos anschließt, wertet den Eindruck noch zusätzlich auf. Langsam sind immer mehr Häuser bezogen und deshalb am Abend beleuchtet. Das wertet Hamburg auf, denn der Anblick ist einfach schön. Oder anders gesagt, hier zeigt sich die Downtown im besten Licht.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert