Yōkoso

Die Japaner sind da. Ich will sie mit meiner heutigen Überschrift willkommen heißen. Hoffentlich ist es halbwegs gelungen. Eigentlich sind sie schon gestern eingetroffen und werden bis Montag im Hafen bleiben. Zwei stattliche Schulschiffe der japanischen Marine haben an der Überseebrücke angelegt. Zusammen dürften sie fast 800 Frauen und Männer als Besatzung haben. Die meisten von ihnen sind in der Ausbildung, auch die Offizierskadetten.

Am Wochenende dürfen Besucher an Bord. Ich konnte aber nicht abwarten und habe schon heute einen Blick auf die Schiffe geworfen. Was gar nicht so einfach war, denn obwohl sie direkt vor den Landungsbrücken festgemacht haben, liegen sie leider doch sehr versteckt.

 

 

Zum Glück ist die Überseebrücke (fast) immer frei zugänglich und die führt mich direkt auf den Ponton, vor dem die Schiffe liegen. Sie sind im Doppelpack, nebeneinander fest zusammengebunden. Ich kann eigentlich nur die JS Kashima sehen, denn das zweite Marineschulschiff, die JS Shimakaze, wird von ihr vollständig verdeckt. Die Namen sind nicht, wie üblich, am Bug zu sehen. Man fährt getarnt und zeigt lediglich eine Nummer, in diesem Fall 3508 (Kashima) und 3521 (Shimakaze). Geschmunzelt habe ich über die Bewaffnung, die mir eher klein erschien. Es gibt zwar vier Kanonen an Deck der JS Kashima, sie werden aber ausschließlich zum Salutieren genutzt. Ob man Konfetti dafür nutzt? Hoffentlich.

Auf dem Ponton stehen einige Limousinen. An Deck haben sich die Offiziere aufgestellt. Es scheint Besuch zu kommen. Und dann fährt ein edler Dienstwagen vor, dem zwei junge Damen und ein Herr entsteigen. Ich vermute, dass es sich um Mitarbeiter der japanischen Botschaft handelt, wahrscheinlich der Dienstherr selbst. Die Damen tippeln so flink wie möglich zum Schiff und sind schon fast auf der Rampe, da stoppen die ganze Delegation abrupt. Im Lauf geht es zurück zum Auto, dort wird der Kofferraum geöffnet und jeder angelt sich ein Paket heraus. Sie hatten offensichtlich die Gastgeschenke vergessen. 

 

 

Trotz Weitwinkel-Objektiv gelingt es mir nicht, das Schiff in voller Länge abzulichten. Der Abstand ist einfach zu kurz und die beiden Schiffe sind viel zu groß. Sie haben eine Länge von rund 150 Metern und Platz genug, um einen Kampfhubschrauber an Bord mitzunehmen. Ihre Reise war lang, sie begann im Mai in Kobe, ihrem Heimathafen in Japan. Die letzten Stationen waren Italien, Türkei, Spanien und jetzt Hamburg. Nächste Woche werden sie in Großbritannien erwartet. Apropos UK, da gibt es eine nette Geschichte. Im Sommer 2000 kollidierten die Kashima und das Passagierschiff Queen Elizabeth 2. Die Königin war wohl unaufmerksam, aber der Schaden hielt sich in Grenzen. Eine Beule und eine Schramme zeugten von der Begegnung. Die Japaner nahmen es gelassen und mit viel Humor. Noch heute erzählen sie stolz: „It was an honour to be kissed by the Queen Elizabeth“. 

Zwanzig Jahre später kollidierte die JS Shimakaze mit einem chinesischen Fischerboot. Der Aufprall war wohl etwas heftiger und der Schaden war vor allem diplomatischer Art. Aber auch das wurde in jeder Hinsicht repariert.

Was für ein glücklicher Zufall, dass ich gestern auf dem Wasser unterwegs war, als die beiden Schiffe gerade den Hafen erreicht hatten. Da war freie Sicht und ich konnte sie bestens aufs Bild bekommen. Außerdem war das Wetter deutlich sonniger und das macht natürlich viel aus, wenn man draußen fotografiert. Ich weiß bis lang nicht, ob ich morgen die Schiffe besichtigen werde. Oft ist das Gedränge groß und ob man dort fotografieren darf, ist fraglich. Also sage ich jetzt schon Tschüss oder passender ‚Mata ne – Yoi tabi o shite, sugu ni modotte kimasu‘.

 

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