Altstadt

Hamburgs Wiege trägt den passenden Namen Altstadt. Groß war die nicht, dafür aber kannte jeder jeden. Die Fläche war und ist gerade einmal 1,3 Quadratkilometer groß und damit ziemlich genau halb so groß wie die Londoner City, die auch als ‚Square Mile‘ bekannt ist. Die Altstadt lässt sich bequem zu Fuß durchwandern, trotzdem sollte man Zeit einplanen, denn entdecken lässt sich dort vieles. Immerhin findet man in der Altstadt das Kontorhausviertel, das Rathaus, drei der fünf Hauptkirchen und erstklassige Einkaufsmeilen, wie den Neuen Wall oder die Europa Passage. Dazu das Ostufer der Binnenalster, Fleete und den alten Hafen. Der Zollkanal bildet den südlichen Rand und freien Blick auf die Speicherstadt. Die allerdings liegt außerhalb des Gebiets auf der ehemaligen Elbinsel Großer Grasbrook.

 

 

Eine weitere Parallele zur City of London fällt mir auf. In beiden historischen Stadtkernen wohnen nur wenige Menschen. In der Hamburger Altstadt sind es rund 2.000 Hamburger, aber das wird sich wohl ändern. Die Stadtplanung ersetzt alte Bürohäuser inzwischen mit gemischter Bebauung, also Büros, Wohnungen und Gastronomie. Der Trend zu einer Stadtwohnung hält ungebrochen an und das ist gut so. Im Übrigen knüpfen wir damit an die ursprünglichen Zeiten an, als die Kaufleute ihre Wohnungen, das Kontor und den Speicher unter einem Dach errichteten.

Das Kontorhausviertel wurde 2015 von der UNESCO zusammen mit der Speicherstadt als Weltkulturerbe anerkannt. Eine Auszeichnung, auf die wir stolz sein dürfen. Bei den drei Hauptkirchen handelt es sich um St. Petri an der Mönckebergstraße, St. Jacobi an der Steinstraße und St. Katharinen am Zollkanal. Sie hat den schönsten Kirchturm, finde ich jedenfalls. Alle stehen eng beieinander und sind auf Sichtweite.

Das Rathaus ist deutlich jünger als man denkt. Das ursprüngliche Gebäude wurde Opfer des Großen Brandes. Man sprengte es voller Verzweiflung in die Luft, in der Hoffnung, das Flammenmeer damit einzugrenzen. Der Versuch kam zu spät, er misslang. Das alte Rathaus stand ganz in der Nähe des heutigen Gebäudes, ziemlich genau dort, wo noch heute die Patriotische Gesellschaft ihren Sitz hat. 

Das alte Zentrum der Altstadt ist inzwischen längst verschwunden. Es war die Hammaburg am Speersort. Später wurde dort der Dom errichtet, aber auch der wurde von den Hamburgern ohne Widerstand abgerissen. Besonders nachdem man sich der lutherischen Kirche angeschlossen hatte, hielt man den Bischofssitz für überflüssig.

Der Große Brand von 1842 hat weite Teile der Altstadt vernichtet. Einhundert Jahre später wiederholte sich die Zerstörung durch die Bomberangriffe im Zweiten Weltkrieg. Heute finden sich nur noch spärliche Reste aus alten Zeiten. Zum Glück ist aber das Straßennetz geblieben. Auch das übrigens eine Parallele zur City of London. Würde man also einen Kaufmann aus dem 18. Jahrhundert noch einmal auf einen virtuellen Spaziergang durch Hamburgs Altstadt einladen können, dann würde er über die Häuser und den Verkehr staunen, aber er könnte vermutlich den kürzesten Weg zwischen zwei Adressen problemlos finden.

Ein Spaziergang durch Hamburgs Altstadt kann ich unbedingt empfehlen. Es gibt viel zu sehen, gute Lokale, nette Plätze zum Verweilen. Ich mag auch die Besucher und die Touristen aus aller Welt. Sie bringen eigentlich immer gute Laune mit und eine gute Portion Energie, die zum Nachmachen animiert. Eigentlich braucht man keine Karte, denn die Kirchtürme sind fast immer sichtbar und verraten einem den Standort. Wer es genauer wissen will, kann eine geführte Tour buchen. Ich mache mich lieber alleine auf Entdeckertour, allerdings gut vorbereitet. Bücher gibt es reichlich oder man surft einfach mal durch das Internet. Dort, wo auch ich meine Beiträge zeige.