Man trifft sich stets mehrmals

Der Waltershofer Hafen ist der Ort, an dem die ganz dicken Pötte zu sehen sind. An der rechten Seite des Hafenbeckens ist das Eurogate Terminal angesiedelt und gegenüber, an der östlichen Seite, das Container Terminal Burchardkai (CTB). Eurogate wird von einer reedereiunabhängigen Logistik-Gruppe mit Sitz in Bremen betrieben und das Terminal Burcharkai gehört zur HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG).

Beide Terminals verfügen über eine ähnlich große Fläche von 1,4 Quadratmetern, was ungefähr einem Drittel des Ohlsdorfer Friedhofs entspricht. Dort können also richtig viele Container gestapelt werden, bis zu fünf Boxen übereinander.

Das Eurogate hat 21 Containerbrücken und bei CTB stehen sogar 30 davon am Kai. Sie sind so groß, dass man sie deutlich von den Landungsbrücken aus sehen kann. An den beiden Kaianlagen können Schiffe abgefertigt werden, die bis zu 400 Meter lang sind und ungefähr 60 Meter breit. Das sind die XXL Containerschiffe, die gerade noch Wasserstraßen wie den Suez oder den Panama-Kanal passieren können. Und natürlich die Elbe, sogar bei Ebbe, denn deshalb wird ihre Fahrrinne regelmäßig ausgebaggert.

 

 

Wenn man eine klassische Hafenrundfahrt bucht, dann gehört der Waltershofer Hafen auf jeden Fall dazu. Nirgends sonst kommt man den Container-Riesen so nahe und nicht selten legt der Barkassenkapitän sein Schiff noch einmal direkt vor den Bug, um den Gästen einen unvergesslichen Augenblick zu bescheren. Das ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man den gewaltigen Schiffsrumpf in Reichweite vor sich sieht.

Gestern habe ich mal wieder eine Fahrt mitgemacht, weil ich ein ganz besonderes Containerschiff aus nächster Nähe sehen wollte. Es handelte sich um die nagelneue ‚Ane Maersk‘, die erst im Januar vom Stapel gelaufen ist. Ihre Reise führte sie von Süd-Korea durch den Suezkanal, nach Felixstowe in England und dann über die Elbe nach Hamburg. Große Ehre für den Hafen und viel Aufmerksamkeit bei der Presse. Immerhin berichteten sowohl die Tagesschau als auch die Heute-Sendung über das Ereignis.

Von ihren Abmessungen gehört das Schiff, das unter dänischer Flagge fährt, gar nicht zu den ganz Großen (Länge 349 Meter, Breite 54 Meter), aber ihr Antrieb ist einzigartig. Sie ist das erste Containerschiff einer Baureihe, das mit Methanol betrieben wird. Dadurch ist der Betrieb deutlich umweltfreundlicher. Der CO₂-Ausstoß ist viel geringer als bei der Verbrennung von Schweröl und kann sogar ganz vermieden werden, indem man das Gas einfängt und erneut verwendet.

Unser Kapitän steuerte zielstrebig in den Waltershofer Hafen. Natürlich wusste er von dem besonderen Hafengast und freute sich, uns das Schiff zu zeigen. Man sah sofort, dass die ‚Ane Maersk‘ noch ganz neu war. Kein Kratzer im Anstrich, alles blitzblank sauber, mit einem frischen Türkis-Farbton angestrichen. Sie lag zwar ganz in der hinteren Ecke am Eurogate-Kai, aber man bemerkte sie sofort beim Einbiegen in das Hafenbecken.

Gleich gegenüber, am Burchardkai, lag einer etwas älterer Kollege, der allerdings durch seine Größe punkten konnte. Fast zwanzig Meter länger als die ‚Ane Maersk‘, dafür aber etwas schlanker. Aber auf die paar Meter kommt es nicht an, denn auch die ‚Zeus Lumos‘ bot einen beeindruckenden Anblick. Beide Containerschiffe in unmittelbarer Nähe, waren natürlich ein Highlight, dass oft, aber nicht immer erwartet werden darf.

 

 

Falls die beiden Schiffe eine Seele haben sollten, und manch erfahrener Seemann würde dem zustimmen. Dann haben sie sich nachts vielleicht ein paar Erlebnisse zugeraunt, die ihnen widerfahren waren. Und dann haben sie vielleicht gemerkt, dass sie eine wichtige Gemeinsamkeit haben. Sie wurden nämlich auf derselben Werft gebaut. Beide liefen in Ulsan (Süd-Korea) vom Stapel, und wurden in einer Werft der Hyundai Gruppe gebaut.

Inzwischen ist die drei Jahre ältere ‚Zeus Lumos‘ schon wieder unterwegs, auf dem Weg nach Antwerpen. Die ‚Ane Maersk‘ bleibt noch einen Tag in Hamburg. Sie wird regelmäßig zwischen Europa und Asien pendeln und deshalb noch oft in Hamburg zu sehen sein. Das wäre dann ein triftiger Grund mal wieder eine Hafenrundfahrt zu machen.