Zwei hatten heute ihren großen Tag: Senator Jens Kerstan und Barkassen-Meyer. Ich gehörte nicht zu den Gewinnern, dabei war alles so schön vorbereitet. Der norwegische König war seit gestern in Hamburg zu Besuch (oups, falsch! Siehe unten ‚Nachtrag‘) und obwohl es eigentlich kein Jubel-Programm gab, hatte ich mitbekommen, dass er seine Hafenrundfahrt vom Anleger an der Elbphilharmonie starten wird. Es gab sogar einen voraussichtlichen Termin und der wurde minutengenau eingehalten. Also stand ich vor der Elphi und wartete gespannt auf die Ankunft seiner Hoheit.
Die Barkasse lag natürlich schon parat am Anleger. Sicherlich hatte man sie von innen und außen penibel geputzt. Alles strahlte vor dem eher diesigen Wolkenhintergrund. Die Tische waren gedeckt, die Kapitänsuniform abgebürstet, alles war vorbereitet. Mich wunderte, dass man keine Senatsbarkasse gewählt hatte, sondern einfach bei Barkassen-Meyer die Tour gebucht hatte und der ließ sich bestimmt nicht zweimal bitten.
Irgendwie war es komisch, denn nirgends war Polizei zu sehen. Wahrscheinlich würde sich die Ankunft des Königs verspäten, dachte ich mir, und im selben Moment nähert sich auch schon ein Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene. Aha, jetzt geht es langsam los, alle suchen sich den besten Platz zum Fotografieren. Ich bin unschlüssig, warte erst einmal ab. Eine erste Limousine ist vorgefahren, das wird die Vorhut sein. Ein paar Männer im dunklen Anzug steigen aus, dahinter passiert erst einmal gar nichts. Ich fummel in aller Ruhe an meiner Kamera herum und wundere mich, warum die wenigen Leute auf einmal ganz hektisch zur Seite springen. Ich bleibe stehen und nach einer gefühlten Ewigkeit fällt der Groschen im Zeitlupentempo. Ach du meine Güte! Da stand ich gerade König Haakon im Weg, der lächelnd einen Haken schlägt. Er war zum Greifen nah und ich starrte ihm die ganze Zeit über die Schulter in Erwartung des hohen Gastes. Man glaubt es nicht.
Wie konnte mir das bloß passieren? Ich denke die Windsors sind schuld, denn meine gesamte royale Foto-Erfahrung habe ich in London gesammelt. Dort läuft das ganz anders. Da kommt zuerst die Polizei, dann die Reitergarden, anschließend das Musikkorps und schlussendlich die Kutsche mit der Königin bzw. inzwischen dem König. Die winken in die Menge, tragen vielleicht sogar die Krone, zumindest aber Uniform. Beim Norweger lief das ganz anders. Der sympatische König kam im blauen Anzug, mit Schal um den Hals und marschierte schnurstracks an den wenigen Leuten vorbei, die sich versammelt hatten. Ein Lächeln nach links, eines nach rechts und Winken, wenn einer ihm in seiner Muttersprache etwas zurief. Was hatte ich bloß erwartet? Einen König hoch zu Ross? Womöglich im roten Samtmantel mit Schärpe um den Leib und Krone auf dem Haupt? Na toll, das war ja gründlich schiefgegangen und mein königliches Beweisfoto wird noch nicht einmal engste Freunde des Mannes überzeugen können.
Etwas unscharf sieht man auf meinem Foto Jens Kerstan, den Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft vorbeilaufen. Er war der Begleiter und vor allem Gesprächspartner des Königs, denn es ging um Themen, die in sein Ressort fallen. Mich interessiert ja eher die Verwandtschaft und bei König Haakan kann man fast wetten, dass er mit dem englischen Königshaus verwandt ist. Ganz besonders, wenn man weiß, dass er selbst aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stammt. Also dänischer Abstammung ist, genau wie es Prinz Philip war, der Ehemann von Queen Elizabeth II. Da überrascht es dann fast nicht mehr, wenn man erfährt, dass seine Ur-Ur-Ur-Großmutter keine andere als Königin Victoria war. Und weil er ein direkter Nachfahre der großen britischen Monarchin ist, wird er in der Thronfolge des Vereinigten Königreiches an 84. Stelle geführt. Was mal wieder beweist, wie klein die Welt ist. „Everyone is related to everyone. We are one big family.“
Der König ist nett und nimmt sich Zeit, damit jeder das Foto bekommt, dass er/sie so gerne mitnehmen möchte. Und so schaffe ich es dann doch ein paar Aufnahmen zu machen. Hoch zufrieden packe ich die Kamera ein und verschwinde eiligen Schrittes in Richtung Dalmannkai. Der Wind weht kräftig und ist ziemlich kalt. Der König war schlau, denn er hatte seinen Schal umgebunden. Meiner lag Zuhause in der Garderobe griffbereit. Aber den brauchte ich jetzt auch nicht mehr, denn ich hatte mich kurzfristig entschlossen Essen zu gehen. Bei meinem Lieblings-Italiener (Al Lido, Am Kaiserkai) wurde ich herzlichst begrüßt. Bei einem frischen Bier und einer leckeren ‚Lasagne Salmone‘ wurde mir ganz schnell wieder warm. Sowohl im Magen als auch ums Herz.
Nachtrag
Ach du meine Güte, was für ein Patzer. Da habe ich den Kronprinzen zum König gemacht. Hoffentlich hat es keiner gemerkt. Also, für mich zum Nachlesen: Der König in Norwegen ist Harald V., Vater von Kronprinz Haakon, der zwei Tage lang zu Besuch in Hamburg war. Das werde ich jetzt noch fünfzig Mal an die Tafel schreiben und dann wird es hoffentlich für immer sitzen. An der Überschrift zum Beitrag muss ich nichts ändern, denn auch für Harald V. gilt ‚Lang lebe der König‘!