SEK oder TV?

Gleich mehrere TV-Krimi-Serien haben sich den Hafen als Schauplatz ausgesucht. Bestens bekannt ist die ZDF-Produktion ‚Notruf Hafenkante‘ oder ‚Das Großstadtrevier‘ von der Konkurrenz. Gibt es eigentlich auch einen Hamburg ‚Tatort‘? Ach ja, das war doch mit Til Schweiger und eine ‚Soko Hamburg‘ gibt es mit Sicherheit auch. Als Drehort nutzt man gerne den Hafen, denn dort gibt es ganzjährig schöne Bilder und es wäre auch nicht ganz einfach, die Schiffe samt Elbe im Studio nachzubauen. So kommt es, dass ich regelmäßig vor der Haustür TV-Live erlebe und mich nicht mehr wundere. Stets wird gerne ein riesiger Aufwand betrieben, um ein paar kurze Szenen einzufangen. Sei es drum, mir muss es ja nicht gefallen. 

 

 

Wenn mir also Polizisten vor der Haustür begegnen, mitten in einem Pulk von hektisch agierenden Menschen, dann weiß ich nie genau, ob das jetzt ein Einsatz oder ein Drehort ist. Und so ging es mir auch heute Mittag, als ich vom Einkaufen zurückkam und den Weg über die Jan-Fedder-Promenade nahm. Die Sonne schien so schön und wärmt inzwischen auch schon spürbar und das nutze ich so gut wie möglich aus. Die Promenade an der Elbe folgt der Straße Baumwall und so heißt auch die U-Bahn-Station, die parallel zum Weg auf Stelzen steht. Das Gleis schwebt über der Straße auf einer Viadukt-Konstruktion und bietet damit einen der schönsten Aussichtsplätze über den gesamten Hafen an. Eigentlich wollte ich gar nicht fotografieren, wurde dann aber stutzig. Dort oben, an der Bahnsteigkante, ereigneten sich nämlich merkwürdige Szenen. Vielleicht haben Sie es noch gar nicht entdeckt, aber wenn ich das Bild vergrößert zeige, dann wird deutlich, dass dort oben hunderte Polizisten eng gedrängt nebeneinander stehen.

 

 

Was machen die da? Gönnte sich die Hamburger Polizei einen Betriebsausflug? Oder ist das womöglich ein gefährlicher Einsatz? Angesichts der unfassbaren Anzahl von uniformierten Beamten tippte ich spontan eher auf die Filmleute. Die neigen gerne zur Übertreibung. Aber dann fuhr ein U-Bahnzug ein und der wurde dann wohl durchsucht. Nach etwas längeren Stopp als normalerweise üblich fuhr er dann ganz normal weiter. Die Polizisten standen wieder dicht gedrängt auf dem Bahnsteig und warteten auf die nächste Bahn. Ich blieb stehen, machte ein paar Fotos und wartete ab. Das Prozedere wiederholte sich bei jeder einlaufenden U-Bahn. Offensichtlich erwartete man einen ‚dicken Fisch‘, vielleicht einen Terroristen oder Mafiaboss. Wobei letztere vermutlich selten U-Bahn fahren, oder?

 

 

Beim dritten und letzten meiner Fotos wurde man auf mich aufmerksam. Der vermutliche Chef der Truppe, links zu sehen, schaut skeptisch zu mir rüber. Er trägt viel Gold an der Mütze, was auf einen hohen Rang schließen lässt. Ich reagiere ebenso hektisch wie verlegen. Eigentlich ist es nicht meine Art, wie ein Paparazzo klammheimliche Fotos zu machen. Aber wenn die Gelegenheit einem so unverhofft in den Weg fällt, dann greift man zu. Zum Schämen ist später noch immer genug Zeit. 

Als ich meinen Weg fortsetze, schaue ich noch einmal auf die Straße runter. Wo stehen die Einsatzwagen? Kein einziges Polizeiauto ist zu sehen. Nix, niemand, gähnende Leere und Normalität. Kann die Hamburger Polizei mal eben ein paar Hundert Kräfte an einen Ort schicken? Hat man die Kapazität? Es wäre schön, ich würde mich freuen. Aber wie haben sie den Transport gemeistert? Dann fällt es mir ein. Natürlich, die sind bestimmt auch mit der U-Bahn gekommen. Das liegt doch eigentlich auf der Hand. 

Bin sehr gespannt auf die lokalen Nachrichten. Wenn der Einsatz dort nicht erwähnt wird, dann habe ich mich geirrt. Dann werde ich die Auflösung demnächst im Vorabendprogramm sehen können. Entweder in der ARD oder im ZDF.