Karneval in Hamburg?

Kölle ALAAF!!! Düsseldorf HELAU!!! Hamburg KIEK MOL!!! Wie bitte? Kiek mol? Wer ruft denn das im Karneval aus? Und überhaupt mal angemerkt, in Hamburg gibt es gar keinen Karneval, weder im Festsaal noch auf der Straße. Die Ausnahmen, die irgendwo privat stattfinden, kann man an einer Hand abzählen. Und der Gastgeber ist dann mit Sicherheit aus dem Rheinland hierhergezogen oder wenigstens seine Eltern oder Großeltern …

Stimmt und stimmt doch nicht. Denn in Hamburg gibt es sehr wohl einen Karneval, der jedes Jahr Ende Januar zwischen Alsterarkaden und Colonnaden stattfindet. Unter dem schönen Motto ‚Maskenzauber an der Alster‘ wird die Show schon seit einigen Jahren angeboten. Nur ich habe es mal wieder nicht mitbekommen, jedenfalls nicht so lange ich noch am grünen Rand der Stadt wohnte. Im Hinblick auf Veranstaltungen könnte die Tourismuszentrale der Stadt mehr tun und die geplanten Events besser ankündigen. Meistens erfährt man es erst am Tag danach in der Zeitung. Das ist dann entschieden zu spät.

 

 

Es ist Sonntagnachmittag, die Sonne scheint und die Stadt ist randvoll mit Besuchern. Manche sind gezielt hierhergekommen, andere wollten einen Spaziergang machen und wieder andere sind vielleicht auf dem Weg zur Demonstration. Die findet nämlich zeitgleich statt, allerdings ein paar Straßen entfernt am Rödingsmarkt. Ich bin aber zum Jungfernstieg geeilt, wo etliche Menschen in wunderschönen Kostümen und fantasievollen Masken unterwegs sind. Da denkt man sofort an den Karneval in Venedig und das passt dann auch bestens zu Hamburg. Wasser, Kanäle und vor allem Brücken haben wir auch zu bieten. Noch fehlen die Gondeln, aber wer weiß, das ließe sich durchaus machen. Fasching auf diese Weise kommt bei den unterkühlten Hanseaten gut an. 

 

 

Die Kostüme sind toll, die Figuren sehenswert und alle spielen ihre Rolle gut. Einer aber macht seine Sache perfekt. Es ist der schwarze Raben-Mann oder steckt eine Frau in dem Kostüm? Es ist doch hoffentlich ein Kostüm, oder? Alleine seine Füße lassen einen zweifeln. Wo sind die Schuhe? Es sieht wirklich so auf, als würde er/der Vogel auf seinen drei langen Zehen und scharfen Krallen stehen. Er ist klein, aber unheimlich schnell. Er geht nicht, sondern hüpft. Manchmal verharrt der Rabe, dann bewegt er sich blitzschnell weiter. Springt auf Leute zu, wendet sich wieder ab und verschwindet im Nu. Der Kerl macht mir Angst, aber natürlich bin ich auch furchtbar neugierig. Mit klopfenden Herzen mache ich meine Fotos, bei denen ich genau vor ihm stehe und er mich reglos anstarrt. Dann springt er mit einem weiten Satz in meine Richtung, gibt ein niedliches ‚Kraaaak‘ von sich und verschwindet sekundenschnell in der Menge. Eigentlich hätte ich applaudieren müssen, aber der Schreck wirkte lähmend. Also hole ich es hier nach: „BRAVO! Das war eine ganz große Darstellung und hoffentlich folgt ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Applaus, Applaus, Applaus.“