Anfang 2017 wurde die Elbphilharmonie endlich eröffnet. Sieben Jahre mussten sich die Hamburger gedulden, denn eigentlich sollte der Musiktempel schon 2010 fertig werden. Kunstkenner sind sich einig, das Warten hat sich gelohnt. Mir fehlt die Erfahrung, um einen Vergleich mit anderen Häusern wagen zu können. Einmal war ich bisher als Konzertbesucherin im großen Saal und wenn man den erstmals betritt, dann ist man von der Größe/Höhe beeindruckt. Fast noch schöner finde ich den Konzertsaal von außen. „Wieso das?“, fragen Sie mich vermutlich, denn der ist doch gar nicht zu sehen. Doch ist er schon, jedenfalls indirekt am Abend, wenn drinnen musiziert wird und das Licht durch die Fenster dringt. Das wirkt dann so warm und wohlig, dass man meinen könnte, die ‚Elphie‘ fühlt sich richtig wohl.
Eins ist gewiss, Hamburg hat mit seinem spektakulären Konzerthaus einen internationalen Volltreffer gelandet. Zeitungen berichten weltweit nur Gutes. Und so wundert es nicht, dass die Touristen noch immer in Scharen zur Besichtigung kommen. Man steht brav an und schiebt sich dann Seite an Seite durch das Haus. Das ist nicht meine Sache und deshalb kann ich hier keine Fotos vom inneren Bereich liefern. Allerdings entgeht Ihnen da auch nicht allzu viel, denn es ist zwar alles nett gestaltet, aber keineswegs bombastisch. Die Elbphilharmonie ist ein Zweckbau und kein innen-architektonisches Kunstwerk. Ich finde, das geht in Ordnung. Das Haus ist grundsolide und damit hanseatisch.
Aufgenommen an einem Freitagmorgen. Die Menschen strömen zur Elphie.
Mittags hat sich die Aussichtsterrasse längst gefüllt. Man benötigt
ein Ticket, weil sonst der Andrang zu groß wäre. Glückliche Vor-Coronazeit.
Der gewaltige Sockel aus Backstein ist eigentlich der Rest des Kaiserspeichers. Jetzt sind dort Auto-Stellplätze für Besucher und Hotelgäste untergebracht. Dann, über der Plaza, der spektakuläre Aufbau. Im Grundriss dem Speicher folgend, aber mit einem sensationellen Dach. Das ist wirklich gelungen, die Silhouette erinnert natürlich an eine Welle und bietet damit die gedankliche Brücke zum Element Wasser an. Das gefällt mir sehr, da wurde eine Idee großartig verwirklicht. Die einzigartige Fassade, -ist es Glas oder Metall oder beides?-, hat eine einmalige Lebendigkeit. Je nach Lichtverhältnissen ändert sich das Aussehen. Eigentlich kann man als Fotograf hier stundenlang stehen bleiben und versuchen jede Schattierung einzufangen. Kaum ändert sich das Licht, eine Wolke genügt, und schon sieht das Haus ganz anders aus. Das ist schon toll.
Der Ort, wo die Elbphilharmonie gebaut wurde, ist einerseits räumlich beengt, andererseits thematisch vielschichtig. Drei Seiten des Hauses stehen direkt am Wasser, zum Glück hat man eine Promenade eingeplant. Unmittelbar hinter dem Haus, also an der Ostseite, beginnt die Speicherstadt. Der markante Standort hat mit der ehemaligen Nutzung zu tun, denn die Elbphilharmonie steht auf den Grundmauern des größten Getreidespeichers, der je im Hamburger Hafen zu finden war. Er hatte den Namen ‚Kaiserspeicher A‘, denn es gab natürlich auch einen Speicher B. Der ist übrigens erhalten geblieben und beherbergt inzwischen das Hafenmuseum. Nördlich und südlich wird die Elbphilharmonie von Wasser umsäumt. Es sind die alten Schiffsliegeplätze Grasbrook- und Sandtorhafen. Die Kaimauern fallen steil nach unten, denn die großen Schiffe lagen direkt davor. Im Sandtorhafen liegen heute einige Traditonsschiffe an der Ankerkette. Dass ich einige Jahre später hier meine Wohnung finde, wo ich vom Balkon direkt auf die Schiffe schaue, hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen. Kein Wunder, dass die Gegend bei Touristen und auch Hamburgern sehr beliebt ist. Ich habe den Reiz nicht sofort erkannt, entdecke ihn erst langsam und genieße die aufregende Architektur der Bebauung täglich mehr. Und das ist etwas Schönes, denn es wird mich noch lange Zeit beschäftigen.
Die Speicherstadt, die sich nahtlos anschließt und inzwischen zum Weltkulturerbe zählt, beherbergt zwar längst auch Bürogemeinschaften und Restaurants in ihren dicken Mauern, aber sie ist noch immer lebendiger Umschlagplatz. Gebaut wurden die Backsteinhäuser Ende des 19. Jahrhunderts. Bewohnt war diese Gegend aber schon viel länger. Das ist hier wirklich Hamburgs Wiege. Hier wurde gehandelt, die Ware gespeichert und auch gewohnt. Von den ganz alten Häusern ist natürlich nichts mehr übrig. Mit zu den ältesten Zeitzeugen gehören aber die Kirchen. Zum Beispiel St. Katharinen, die schon Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnt wurde. Was wir heute sehen ist ein Neubau aus den Fünfzigerjahren, denn die Kirche wurde im Krieg zerstört. Zum Katharinen Kirchspiel gehörte auch die St. Annen Kapelle und der gleichnamige Friedhof. Beides ist längst verschwunden und das ist gut. Denn hier wurden die ‚Armen-Sünder‘ beerdigt, nämlich Pestopfer und Selbstmörder. Man verscharrte sie ohne Grabstein oder Kreuz. Heute gibt es nur noch zwei Dinge, die daran erinnern. Nämlich die St. Annen Brücke und eine Heiligenfigur, die in die Fassade eines der Häuser eingelassen worden ist. Man kann die Heilige St. Anna, übrigens auch Schutzpatronin der Seeleute, von der gleichnamigen Brücke aus sehen.
Einen Nachbarn von der Elbphilharmonie habe ich hier noch gar nicht erwähnt, nämlich die Kehrwiederspitze. Aber weil man davon auch viel erzählen kann, werde ich darüber einen neuen Beitrag schreiben. Für heute soll es genug sein und wenn Sie ein paar schöne Fotos aus dem Inneren der Elbphilharmonie haben, dann schicken Sie sie mir. Ich will sie gerne zeigen; natürlich mit Ihrem Namen versehen.